Berichte

August 2010

Mauri alle miteinander,
nachdem ich das Problem mit dem Internet gelöst haben, freue ich mich nun über eine gut funktionierende WLAN - Verbindung und ich finde auch endlich Zeit für meinen Blog.
Aber alles der Reihe nach:
Home, Sweet Home
Die 2 Tage reisen waren anstrengend und ermüdend aber letztendlich sind mein Gepäck und ich heil in Bonriki, Kiribati, angekommen. Vom Flughafen wurde ich von meinem Mentor Bate und Reoneti (sprich Reones) abgeholt. Mit Reo werde ich in Zukunft zusammenarbeiten.

Hier in Kiribati sind die Straßen in einem unheimlich schlechten Zustand. Zu den zahlreichen Schlaglöchern kommen noch unzählige Speedbumps hinzu, die die Geschwindigkeit nehmen sollen. Tempolimit ist hier normalerweise 40 innerorts, auf den Straßen außerorts 60 km/h. Halten tut sich da aber selten jemand dran. Abstand halten kennen die hier auch nicht und jeder überholt wie ein Weltmeister.

Kaum angekommen, schon steht ein Mädchen vor meiner Tür, um mir Wasser und Früchte zu bringen. Dies geschah aber auf Bates Anweisung hin. Die Frauen sind hier ziemlich schüchtern zu Nicht-Einheimischen (Imatang). Das Wetter ist sehr warm und schwül. Somit lieber alles ein bisschen ruhiger angehen.

Das Haus ist groß und wurde gerade frisch renoviert. Aber aufgeräumt wurde danach nicht. Von daher muss ich erstmal noch den Baudreck ein bisschen beseitigen. Aber ich werde das Beste daraus machen.

Am Abend hat mich Bate zum Essen eingeladen. Während seine Frau gekocht hat, haben wir Cava getrunken. Cava ist das Pulver der Wurzel eines Baumes, dessen Bate leider nich kannte. Dieses Pulver wird in einem Schlauch gegeben und dieser in eine Waschschüssel gehalten. Das Pulver wird durch den Schlauch gefiltert und das Cava-Wasser dann mit eine kleinen Schale geschlürft. Es schmeckt ein bisschen nach Senf im Nachgeschmack. Cava entspannt dich und macht, je mehr du trinkst, irgendwann ziemlich müde. Alles Übungsache. Zum Essen gab es dann natürlich Fisch. Später kamen noch 2 Männer hinzu, einer ist sogar Mitglied im Parlament ( Das auch nur 50 Personen beinhaltet). Also ist alles hier viel persönlicher. Man könnte theoretisch auch dem Präsidenten am Strand begegnen - ohne Pressewahn um ihn herum.

Der Himmel hier ist sehr klar Abend und voller Sterne  - nicht so versmogt wie in Deutschland

Ich möchte euch erstmal die Esskultur ein bisschen näher bringen. Man sitzt in seinem Haus auf Strohmatten - Stühle gibt es nicht. Auf den Strohmatten steht dann der Teller von dem man isst. Das Essen selbst steht allerdings auf einem Tisch, zum Schutz vor herumstreuenden Hunden und Katzen. An die Fliegen die überall rumschwirren, muss man sich noch gewöhnen. Ein Glück hat mein Haus an jedem Fenster Fliegengitter.
Maneaba vom KPC Headquarter
Nach jedem Frühstück gibt es eine Morgenversammlung. Diese wird im Maneaba vollzogen, ein riesiges Dach auf Stelzen und der Versammlungsort einer jeden Gemeinde. Der Boden des Maneabas vom KPC Headquarter, wo ich lebe und arbeite, ist gefließt. Man sitzt normalerweise im Schneidersitz (Das geht ganz schön auf die Knöchel, denn eine Morgensitzung beginnt um 8 Uhr und dauert schonmal seine 60 - 90 min). Man kann aber auch seine Füße nach geraumer Zeit ausstrecken. Man muss dafür seinen Gegenüber mit Handzeichen um Erlaubnis bitten, denn jemandem die blanke Sohle zu zeigen ist unhöflich! Die Morgenversammlung kann man mit einem Gottesdienst vergleichen. Am Anfang wird ein Begrüßungslied gesungen. Danach wird ein Text aus der Bibel vorgelesen. Jetzt folgt der längste Teil, denn jeder hat nun die Chance, etwas zu dem Text zu sagen und seine Interpretation darzulegen. Bate übersetzt dabei fleißig für mich :). Manchmal ganz schön komische Interpretationen. Danach noch ein Abschlussgebet und zum Schluss hebt man die rechte Hand und ruft Tekeroi (Frieden). Einmal musste ich mich auch dem ganzen Maneaba (vllt 100 Leute) vorstellen. Ich habe meinen Namen und mein Alter und die Dauer und die Aufgaben während meines Aufenthalts genannt. Dabei kam auch die Frage auf, ob ich verheiratet sei, ich verneinte und einige Frauen meldeten sich und schrien: " Oh, ich bin auch nicht verheiratet!" Und das ganze Maneaba fing an zu lachen. Die Leute hier lachen und scherzen im allgemeinen sowieso sehr viel. Die Mitte eines Maneabas ist heilig. Man darf sie nicht unbegründet und unaufgefordert betreten. Auch muss man seine Schuhe und Kopfbedeckung ablegen.
Öffentliche Busse

Dann ging es mit Reoneti oder kurz Reo los, das öffentliche Verkehrssystem kennenlernen . Hier in Kiribati fahren viele Kleinbusse herum. Fast jedes zweite Auto ist so ein Bus. Große Busse wie in Deutschland gibt es hier nicht. Die einzig großen Fahrzeuge sind hier die Tank- und Containerlaster. Man kann einen Bus überall anhalten (Außer in Bairiki und Betio, dort gibt es schon Bushaltestellen; aber praktisch hält sich da kaum einer dran). Man muss einfach nur seine Hand ausstrecken und der Bus hält an. Die Fahrten sind billig (60 Cent bis zum nächsten Dorf, für jedes weitere Dorf +10 Cent) und wenn man anhalten will muss man "Taiaoka, ikai" ("Bitte anhalten!") durch den Bus schreien und er hält sofort an, überall wo man will. Bezahlt wird am Ende der Fahrt. Reos Lieblingslied, und das ist jetzt kein Scherz, ist "1000 mal belogen" von Andrea Berg. Ich soll für ihn weitere deutsche Songs raussuchen. Er ist sehr an der Sprache interessiert.

Mich hat auch das erste mal Peter angerufen. Peter ist ein deutscher Auswanderer, der hier schon lange lebt. Wir wollen uns demnächst mal treffen.
Hier schüttet es manchmal wie aus Eimern. So ein heftiger Schauer, der bei uns vllt. mal gerade 3 Minuten dauert, dauert hier schonmal seine 15 Minuten und länger (außerhalb der Regenzeit wohlgemerkt). Während der Regenzeit von Oktober bis März kann auch schonmal Land überschwemmt werden.

Zu meinem Projekt: Am Freitag habe ich nun erfahren was ich hier die nächste Zeit machen werde: Büroarbeit!
Ich arbeite zusammen mit Reo im Projektbüro der KPC. Ich bin dort Projektmanager und er mein Assistent. Zudem soll ich auch irgendwann auch unterrichten, sowie auch Übersetzungsarbeit vom Englischen ins Deutsche, z.B. für deutsche Botschaften oder Hilfsorganisationen in Deutschland. Wir müssen Bewerbungsschreiben an Hilfsorganisationen schreiben. Diese würden uns dann das Geld geben (Hoffentlich für so viele Projekte wie möglich). Arbeiten hier ist ganz entspannt. Man beginnt nach der Morgenversammlung, so um 10 Uhr, um 12 Uhr ist dann bis um 14.30 Uhr Mittagspause, und dann wird noch ein bisschen bis um 16 Uhr gearbeitet.

Überall liegt Müll am Straßenrand. Es gibt zwar eine Deponie ( Ein riesiges in den Sand gebuddeltes Loch), doch die meisten Menschen entsorgen ihren Müll in der Natur.

Ich habe hier soviel in der ersten Woche erlebt, dass ich einige Sachen vergessen habe:
Wenn etwas gut ist, so klatscht man hier 3 mal in die hohle Hand (Zum Beispiel nach jedem Schluck Cava oder Gottesdienst)
Bates Tochter ist jeden Abend sehr aufgedreht. Bate meint, sie habe mich in meiner Abwesenheit sogar einmal Onkel Eike genannt :)
Immer bevor gegessen wird, wird für das Essen gedankt und es gesegnet (Auch Cava :D)
Sie scheint ja nicht so beeindruckt zu sein :D

Es gab es ein großes Fest im Maneaba. Ich bekam meinen ersten Lawalawa (eine Art Hüfttuch, dass bis zum halben Unterschenkel reicht) und einen Blumenkranz ins Haar. Der Sinn dieses Tuches ist es, die Knie im Maneaba zu verdecken. Diese dürfen in der Kirche nicht gezeigt werden. Warum, dass konnte mir bisher keiner so genau sagen. Wahrscheinlich eine Höflichkeitssache. Es sind gerade viele Menschen von den anderen Inseln von Kiribati hier zu Gast. Für die wurden viele Speisen vorbereitet. Ich durfte mit den Gästen essen, da ich ja auch quasi Gast bin. Das Essen wurde in der Mitte platziert. Um zu Essen, setzte man sich in die Mitte des Maneabas. Danach wurde getanzt. Zuerst traditionelle Tänze. Hierzu wird sich zum Rhythmus einer Art Trommel bewegt und gesungen. Die Trommel ist ein großes Rechteck, um den mehrere Männer sitzen und gleichzeitig im Takt trommeln. Mal schneller, mal langsamer, mal lauter, mal leiser. Danach kam die Musik vom Laptop (Twist). Männer stehen auf und tanzen in der Mitte. Sie tanzen zur gegenüberliegenden Seite und tanzen dann vor einer Person, die dann aufstehen muss und mittanzen muss. Und es musste ja so kommen, dass eine Frau vor mir tanzte...Also kam ich meiner Pflicht als schlechter Tänzer nach und hab das beste daraus gemacht :D
Während man tanzt, wird einem Puder in den Nacken. Es soll Freude symbolisieren. Auch laufen Frauen herum und sprühen jeden tanzenden mit Parfum ein. Ein Zeichen von Respekt. Das Wasser auf Ozeanseite ist sehr klar. gleich vom Beginn des Ufers sind nur Korallen auf dem Grund.

Das Wetter macht einen hier sehr müde. Man wird hier sehr entspannt und alles, was man tut, macht man langsamer und ich bin hier eigentlich auch immer früh im Bett. Denn die Sonne geht schon um 18 Uhr unter (und das sehr schnell!).
Traditionelles Maneaba
Am Sonntag war ich bei Englischen Gottesdienst. Dieser wird in einem traditionellen Maneaba der KPC gehalten.Tut echt gut mal ein Lied auf Englisch zu singen und eine Predigt zu hören, die man auch versteht. Auch ist es ein guter Ort um andere Imatang kennenzulernen und über die letzte Woche zu reden. Mit ihnen bin ich nach dem Gottesdienst in ein Ferienressort im Norden Tarawas gefahren. Im Norden der Insel, fern ab vom Stadtleben, ist das Lagunenwasser sehr klar und türkis und das Ressort ist echt idyllisch gelegen. So haben wir dort einen entspannten Tag verbracht. Werden in Zukunft noch öfter was unternehmen.
Haifischfleisch schmeckt nicht! :D

Man darf auch nicht zu enthusiastisch an die Büroarbeit rangehen, da die Mentalität hier eine ganz andere ist. Zudem muss ich Reo jeden Satz 2 mal sagen, da er zum einen nicht so gut Englisch kann und zum anderen auf einem Ohr taub ist. Aber er ist menschlich schwer in Ordnung und wir lachen viel. Hab auch gleich im Büro Lautsprecher angeschlossen und beschalle jetzt unser Büro :D
Das Dokumentationsbüro hat auch angefragt, ich solle ihnen demnächst bei einem englischen Brief für eine Radiostation helfen. Bate hat mir daraufhin einen sehr schönen Satz gesagt:
"Eike, hier ist jemand sehr wichtiges angekommen. Und dieser jemand bist du!" Schon ein sehr gutes Gefühl, wenn man mit so wenig Aufwand den Menschen hier so helfen kann.

Sie lieben es, fotografiert zu werden
Ich habe Tioti (Sohs gesprochen) kennengelernt. Er leitet das Missionsbüro der KPC und sendet Missionare aus Kiribati in viele Länder (Er selber ist gerade aus Malaysia zurückgekehrt). Mit ihm hatte ich ein paar gute Gespräche, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Ich möchte auf die Jugend in Kiribati hinaus. Sie macht einen großen Teil der Bevölkerung in Kiribati aus. Es tritt ein Generationswechsel ein. Die Eltern leben noch traditionell, die Jugend lebt schon sehr westlich und achtet nicht so sehr auf Traditionen. Kinder haben hier sehr früh das erste mal Geschlechtsverkehr (so mit 12 oder 13). Aids und Hepatitis sind hier sehr verbreitet (Natürlich mit einer großen Dunkelziffer). Es fehlt einfach die Aufklärung in der Schule und viele Jugendliche finden nach der Schule keine Arbeit und betrinken sich lieber Abends. Dabei werden sie oft leichtsinnig. Traditionell wird hier ein Mädchen zur Frau, wenn sie heiratet. Und eigentlich darf sie erst nach der Hochzeit das erste mal Geschlechtsverkehr haben. Gleichgeschlechtliche Ehen sind hier nicht erlaubt. Viele wollen hier wissen ob ich verheiratet bin oder eine Freundin habe. Das gehört zu jeder Selbstvorstellung dazu. So anfang mitte der 20er heiratet man hier normalerweise. Der Mann sucht hier die Frau. Die Frau sucht nicht. Sie lässt sich finden. Einmal gefunden, muss der Mann die Eltern der Zukünftigen um Erlaubnis fragen. Geben die auch grünes Licht, kann geheiratet werden. Eine normale, traditionelle Familie umfasst so ca. 8,9,10 und mehr Kinder.  

Jeden Mittwoch ist hier so ein kleiner "Wanderclub" (Hasch; Nein, dort werden keine Drogen genommen). Viele andere Imatangs (ihr erinnert euch: Weiße, Fremde) kommen jeden Mittwoch an einem anderen Ort zusammen, gehen eine Runde, danach wird was getrunken und gegessen. Ist ganz gut, mit anderen Freiwilligen hier zu sprechen (alle älter als ich, aber egal). Sind überraschend viele Imatangs hier auf der Insel.


Manchmal gibt es im Office an einem Tag viel zu tun, an einem anderem sitzt man nur rum und hört Musik. Alles nicht ganz so organisiert hier. Die Kalkulationen muss man auch immer kontrollieren. Bei einem Projekt entstand eine Differenz von $35.000,00. Solche Fehler (auch nicht so krasse) kommen hier öfter mal vor.

Ich habe mich auch das erste Mal mit Peter Lange getroffen. Er ist ein Deutscher in Kiribati und ehemaliger Kapitän. Jetzt stellt er hier in der Schiffahrtschule neue Leute ein. Diese werden dann ausgebildet und arbeiten dann überwiegend für deutsche Reedereien als Techniker oder ähnlichem. Populärer Treffpunkt für Imatangs ist hier auch die Captainsbar. Hier ist auch ein Trupp von US-Amerikanern unterwegs. Sie suchen alte Gräber von gefallenen Soldaten aus dem 2. Weltkrieg (Hier in Tarawa fanden einige der heftigsten und blutigsten Kämpfe im Pazifik statt).

Die Leute stehen hier total auf Süßigkeiten. Ein Grund, warum hier viele das nicht so genau sehen mit dem Gewicht.
Waschtag
Aber überwiegend sind Frauen übergewichtig. Die Männer sind eher die sportlichen Fischer. Die Frauen sind für den Haushalt zuständig und machen Korbwaren oder Palmenmatten.

Ich liebe es hier mit dem Bus zu fahren. Spielen meist ganz lustige Lieder. Die stehen hier mehr auf Pop. Und covern alles. Es werden kaum Originalversionen gespielt. Kiribati hat auch kein Copyright. Somit kann man sich hier die neusten Streifen für $1,50 besorgen. Allerdings dann meist auf russisch oder so und in schlechter Qualität. Zum Glück englischem Untertitel. Aufjedenfall: Wenn so eine fahrende Minidisco (die Musik wird bis zum Anschlag aufgedreht) an einem Maneaba vorbeifährt, wird die Musik leiser gedreht - aus Respekt.

Ich habe mich hier jetzt schon sehr gut eingelebt und allmählich hab ich hier sogar sowas wie einen Alltag. Im Office läuft es auch ganz gut. Reo ist echt n guter Kollege. Wir machen ständig Witze, lachen viel und hören Musik. Hab mir hier ne kleine Radiostation um Office gebastelt. So die typischen Radiosongs aus Deutschland :). Viele gefallen auch Reo. Besonders "It must have been love" von Roxette. Da singt er immer mit und ich klink mich dann meist ein. Klingt schon echt genial :D. Tioti ist eine gute Seele aber ein bisschen wie die StaSi. Fragt ständig wo ich war, was ich gemacht habe, wo ich hingehen will, was ich dann da tue. Puh, da muss man sich echt zusammenreißen (Besonders wenn man in Eile ist (eig. selten hier :D) und höflich antworten.

Sailfish
Einmal im Monat ist hier ein großer Fischerwettkampf eines Fischervereins. An dem Tag fahren die Teams um 5 Uhr morgens los und haben 12 Stunden Zeit um zu fischen. Wer vor 17 Uhr nicht in der Captainsbar (beliebter Imatang Treffpunkt direkt am Strand; sehr genial), wird disqualifiziert. Normale Fische werden nicht gewertet. Es geht um dicke Brocken. U.a. Gelbflossenthun, Barrakudas und Sailfish. Danach ging es gleich weiter zu einem Fest.

Hier hat gerade die Generalversammlung der KPC begonnen. Dort wird für die nächsten 2 Jahre beschlossen, wer bleibt, wer geht (Hier bewirbt man sich nicht um einen Job! Man bekommt einen! Entweder man nimmt ihn an oder muss gehen!), Berichte werden vorgelegt, Budgets festgelegt und das Programm für die Zukunft bestimmt. Jeden Abend ist in einem anderen Dorf ein Fest der dort ansässigen KPC. Man bekommt Blumenkränze ins Haar (oder auch Ketten aus Kaugummistangen :D) und einen Lawalawa. Habe auch erfahren, dass dieses Hüfttuch in Kiribati eigentlich nicht Lawalawa heißt. Es heißt Tebe. Lawalawa heißt das Tuch in Samoa. In Fidschi heißt es Sulu und hat dort sogar Taschen und einen Gürtel.
Es werden geniale Tänze am Abend präsentiert mit super Choreografien.
Traditionelle Tänzer

Die Tänzer tragen die traditionelle Festkleidung. Die Männer Haarschmuck aus Palmenblätter (oder Pandanus) Armschmuck und einer Matte um die Hüfte. Die Frauen ähnlich, nur noch mit einem Oberteil aus Palmen (oder Pandanus) und einem Rock aus Palmen (oder Pandanus :D, ich erkenn einfach nicht den Unterschied!). Die Blätter des Rocks werden Wochen vorher in eine Flüssgkeit eingelegt und kurz vorm Auftritt mit Feuer etwas verbrannt. Die Blätter haben dann eine gummiartige schwarze Schicht. Die Tänze bestehen aus Bodypercussion und Gesang. Der Körper ist das Instrument. Es wird mit den Füßen gestampft, in die Hände und auf die Matte (bzw. Rock) geklatscht und gesungen. Alles sehr laut und die Frauen hier singen unglaublich hoch. Aber echt genial. Für so eine Show muss man in Deutschland viel Geld bezahlen.
Jeden Morgen fegen die Frauen hier die Blätter unter die Bäume. Das machen sie nicht, damit es netter aussieht. Es dient zur Humusbildung rund um die Pflanzen.

Und noch eine Tradition, die jedoch nur noch auf den traditionellen Outer Islands vorkommt: Wenn jemand sagt: "Mir gefällt dein Shirt!" Dann bist du eigentlich verpflichtet, es ihm zu geben! Es sei denn du erfindest eine kleine Geschichte, die das Stück wertvoll für dich macht.

Ich hatte auch meinen persönlichen Rekord: 23 Personen in einem öffentlichen Minibus. Naja gut, mit Babies und Kindern. War aber doch schon gut voll. Angeschnallt wird sich hier eh nicht. Da wird eher schonmal ein kleines Kind auf die Mittelkonsole gesetzt oder man sitzt bei jemand anderem auf dem Schoß. Oder man wird auf der Ladefläche eines Trucks mitgenommen. Ist echt in Ordnung. Nette Klimanlage :D.

Links neben dem Rednerpult: Präsident Tong
Ich habe hier auch ein bisschen was über die Süßwasserversorgung erfahren. Ihr müsst euch das so vorstellen: Unter jeder Insel befindet sich eine Wasserlinse. Es ist Brackwasser (Süß-und Salzwasser gemischt). Das Süßwasser hat eine geringere Dichte und schwimmt auf dem Salzwasser. Von dort wird es abgepumpt. Die Gefahr besteht jedoch, dass es verschmutzt durch den Müll am Strand und teilweise auch im Wasser. Durch die steigende Bevölkerung wird immer mehr Wasser benötigt. Neues Süßwasser sickert durch Regen in die Linse (Kann auch verschmutz werden). Auch besteht die Gefahr, dass, wenn der Meeresspiegel steigt, die Salzwasserkonzentration in der Linse zunimmt. Alle Pflanzen sterben dann ab und das Leben wird hier unmöglich, noch bevor die Insel ganz versunken ist.
Die Regierung kämpft zu Zeit noch mit grundlegenden Problemen wie Straßenbau, Gesundheit und Bildung. Es wird auch schon die Evakuierung geplant, jedoch auch der Deichbau, um Kiribati solange wie möglich zu erhalten.
Bei der Eröffnung der Generalversammlung war sogar der Präsident da (Mr. Tong). Und danach habe ich ihm am Buffet getroffen und nach der meiner Vorstellung vom Generalsekretär habe ich ihm die Handgeschüttelt und 1-2 Sätze mit ihm geplaudert. Echt netter Kerl. Dem Präsidenten die Hand zu schütteln ist hier nix besonderes. Er war sogar schonmal bei Bate zu Besuch und hatte mit ihm Cava getrunken :D. Alles viel persönlicher. Hoffe Bate kann sowas nochmal organisieren.

Was es auch nur in Kiribati gibt, ist, dass sich die Frauen hier manchmal die Haare sehr lang wachsen. Ab einer bestimmten Länge werden diese abgeschnitten und daraus Gürtel für Männer gemacht.

Lowtide: Das Wasser geht bis zu den Brechern zurück
(Erkennt man an den weißen Streifen im Hintergrund)
War auch das erste Mal hinter den Brechern tauchen. Wenn man auf der Ozeanseite ins Wasser geht, so ist es erstmal sehr flach. Man steht dann auf dem Riff. Geht man weiter raus, so kommt man an den Brecher. Hier beginnt das Riff und hinter dem Brecher ist die blaue See. Ohne die Brecher wäre Kiribati schon jetzt versunken. Ich habe leider keine Unterwasserkamera dabei, aber ihr müsst mir einfach glauben. Das ist wie bei Seaworld. So viele bunte Fische und Korallen in allen Farben. Wunderschön. Man kann nur zum richtigem Zeitpunkt hinter den Brechern schwimmen. Nich zu hohe Tide, nicht zu tief. Sonst wird man an die Korallen gedrückt und das endet sehr sehr schmerzhaft.

Die Frauen geben ihren Kindern keine Grundfische (wie bei uns Scholle oder Butt) zu essen. Der Grund: Solche Fische verstecken sich im Sand. Die Eltern wollen nicht, dass sich ihre Kinder in Zukunft nur verstecken. Sie wollen mutige Kinder. Also müssen diese mutige (normale) Fische essen.

Und noch eine Weisheit zum Schluss: Wissen ist hier Macht! Wenn zum Beispiel einer weiß, wie man eine Maschine baut, so wird er dieses Wissen vllt. mit Glück an seinem Sterbebett an die nächste Generation weitergeben. Aber nicht zu seinem Lebzeiten. Jemand anderes könnte ja dieselbe Maschine bauen und vllt. erfolgreicher sein und das Lob für die Idee einsacken.

Bis dahin
viele sonnige Grüße aus Kiribati
Euer Eike


  

September 2010

Mauri alle miteinander,
ja nun bin ich hier nicht mehr ganz so alleine. Anneke und Lea, 2 weitere Freiwillige vom NMZ, sind angekommen und bleiben hier bis Ende November. Konnte ihnen nach einem Monat Aufenthalt, den ich hier bereits hatte, schon ziemlich viel erzählen. Die beiden erinnern mich an mich selber, als ich hier ankam. Viele, viele Fragen.
Aber das ist gut so und ich versuche immer eine Antwort zu finden. Freue mich schon auf die nächsten 3 Monate. :)
Aber es ist auch viel passiert in letzter Zeit und davon will ich euch nun erzählen.

Abemama, eine Insel der Gilbertinseln, ist die einzige Insel in Kiribati, auf der Frösche leben. Aus ihnen wurde das Gift für Pfeile gewonnen. Ansonsten ist die Fauna zu Lande hier eher beschränkt. Es gibt viele Strandvögel. Ansonsten viele Hunde, Schweine und Katzen. Einmal waren es zu viele Hunde und einige wurden mit einem Boot raus in die Lagune gefahren und dort ertrunken. Schon eine heftige Methode.

Die Nordinseln der Gilbertinseln hatten auch vor langer langer Zeit Könige. 2 Königsfamilien waren sogar verfeindet. Die anderen Inseln hatten schon die heutige Gemeinschaft mit Maneabas. Die Königsfamilien werden heutzutage nur noch respektiert, man redet ungern über das Thema. Es ist Vergangenheit.

Beim Tanzen im Maneaba (Twist) muss man aufpassen. Man berührt seinen Partner von vornherein nicht. Bildet man mit seinen Armen einen Kreis vor seinem Körper, so muss der Partner von unten mit dem Kopf durch den Ring tauchen. Es ist eine Falle. Einmal wurde es mit mir gemacht und mein Kopf wurde ordentlich durchgeschüttelt. Beim Tanzen gibt es 2 Varianten. Entweder man tippt auf einer Stelle oder man macht eine kleine Show, um das Maneaba zu unterhalten. Letzteres gefällt mir :D. Man lacht ja viel und gerne und auch oft über sich selbst. Auf Hochzeiten darf man nicht tief tanzen, z.B. in die Hocke gehen. Während der Hochzeitstänze veranstalten die beiden Familien einen Tanzwettbewerb, wer am besten tanzt. Geht man in die Hocke, so unterwirft man sich und der Partner stellt seinen Fuß auf deine Schulter oder deinen Kopf.
Die First Lady und Ich
Apropos Tanzen: Die Generalversammlung wurde vom Präsidenten von Kiribati zu einem Fest im Staatsmaneaba eingeladen. Es liegt auf dem Grundstück des Präsidentenanwesens. Schickes Anwesen. Natürlich wurde auch dort getanzt. Ich hatte auch das Vergnügen, mit der First Lady zu tanzen. Hab mich danach noch gut mit ihr unterhalten und noch weitere Male mit ihr getanzt. Sehr nette Frau. Auch der Präsident twistete :D. Prominente Politiker wie z.B. aus den USA oder Deutschland waren dort aber noch nicht zu Gast. Kein Interesse.
Kiribati ist auch der einzige Staat auf der Erde, der sich über alle 4 Hemisphären erstreckt. Es liegt sowohl nördlich und südlich des Äquators, als auch westlich und östlich des ersten Meridians, der durch London geht.

Die Kirchenglocken sind hier auch etwas besonderes. Entweder wird in eine Riesenmuschel geblasen oder gegen leere Propangasflaschen gehämmert.

Hurra, das erste Carepaket von zu Hause ist angekommen :). Hat nur 3 Wochen gedauert. Tolle Sachen darin. Schon komisch, wenn man sich über etwas, was in Deutschland alltäglich ist (wie Tütensuppen z.B.), hier so freut. War wie Weihnachten :).

Man muss sich hier auch an das "Ja" gewöhnen. Oft sagt man das nicht, sondern zieht stattdessen einfach nur die Augenbrauen hoch. Das heißt dann "Ja".

Ich habe ja schon erzählt, dass die Familien hier sehr groß sind. Meistens verteilen sich dann die Kinder auf Großeltern oder Verwandte. Gegessen wird vllt. noch zusammen, aber die Erziehung übernehmen dann die Großeltern z.B.. So verteilen sich die Kinder eines Elternteils über die gesamte Familie. Ein anderes Familiengefühl. Auch wandern die Gebildeten nicht aus, wie man das aus anderen Entwicklungsländern kennt. Dafür ist das Familiengefühl zu stark. Und sollten sie zu See fahren, schicken sie immer Geld nach Hause.

Hier verbreitet sich gerade ziemlich stark die Grippe. Kein Wunder. Auf Grund der Generalversammlung leben und essen hier sehr viele Leute auf engstem Raum zusammen. Da verbreitet sich so etwas sehr schnell. Einige leben und schlafen auch im Maneaba, andere sind bei Anwohnern auf dem KPC-Gelände untergebracht.

Am 10. September war auch Nationaler Kokosnusstag. Ein Fest rund um die Kokosnuss. Man kann schon viel aus dieser Pflanze machen. Und wieder atemberaubende Tänze.
Hatten alle sehr viel Spaß dabei :)
Am darauffolgenden Tag gab es einen Marschierwettkampf im Nationalstadion. Alle Schulen marschierten um die Wette. Kinder, Jugendliche, Krankenschwestern, Polizisten, geistig Behinderte. Auch wieder mit sehr guten Choreographien.

Zum Thema Klimawandel. Die Inseln drohen ja, im mehr zu versinken. Dies muss man sich jetzt nicht so vorstellen, dass eines Tages eine große Flutwelle kommt. Der steigende Meeresspiegel drückt das Wasser aus der Linse unter der Insel an die Oberfläche. Somit wird die Insel mehr und mehr überflutet und die Pflanzen sterben auf Grund der zu hohen Salzkonzentration in der Linse ab.

Noch etwas aus der Literatur. Wenn jemand von euch das Buch "1984" von George Orwell gelesen hat oder gerade liest, der weiß, dass das alles in London in Ozeanien spielt.
London gibt es wirklich in Ozeanien. Es liegt auf Kiritimati (Wenn man es schnell spricht klingt es wie Christmas, deswegen heißen sie auch Weihnachtsinseln). Kiritimati ist das schönste Atoll von ganz Kiribati. Aber sehr schwer zu erreichen. Es gehört zu den Line-Inseln. Paris liegt auch auf Kiritimati :)

Man merkt erst, wie flirtaktiv die Männer hier sind, wenn man 2 Frauen mit sich hat. Bonuspunkt dazu wenn sie dann noch weiß sind. Die Frauen sind zu weißen Männern eher schüchtern. Iote (sprich: Jote) hat mich hier ein wenig über die Kommunikation aufgeklärt. Wenn jemand scharf „sssh“ macht, so heißt das: „Vorsicht, falsche Wortwahl!“. Macht man es hingegen sehr leise, so ist das ein Flirtsignal „Hey, komm doch mal her!“. Schnalzt man mit der Zunge, so kann das entweder heißen, dass etwas sehr gut oder sehr schlecht ist. Den Unterschied macht die Tonlage, Mimik und Gestik.

Hier wurden gerade ziemlich viele Ämter nach der Generalversammlung neu belegt. Die alten Mitglieder dürfen nach Hause gehen. Viele freuen sich, ihre Familien, die sie bei Antritt des Amtes auf den Outer Islands zurückgelassen haben, wieder zu sehen. Zu Hause ist man, wo man geboren wurde und Land besitzt. Die Häuser auf dem Headquarter sind nicht personengebunden, sondern ämtergebunden. Die neuen freuen sich auch auf ihre neue Amtszeit, schauen aber schon voller Freude auf die Entlassung und die Heimkehr.

Buffet mal anders
2 Wochen im September finden in Tarawa die nationalen Sportspiele statt. Es wird Fußball, Volleyball, Basketball, Tennis gespielt, geringt und Gewichte gehoben, was das Zeug hält. Es ist quasi so ähnlich wie bei uns die einzelnen Bundesligen. Nur kürzer. Und alle Teams von ganz Kiribati versammeln sich in Tarawa. Wieder viele Menschen auf einem Haufen. Natürlich werden auch viele Feste gefeiert. Ich muss glaube ich mal so ein Fest näher erläutern. Es läuft meist immer ähnlich ab. Es wird viel getanzt (selbst oder Vorführung), geredet und gegessen. Meist immer ein Riesenbuffet und alles von den Gastgebern selbst gekocht. Wenn es ein ganz besonderes Fest ist, werden sogar Schweine gegrillt. Gäste werden auf dem Fest bevorzugt bedient. Mit Kellnerservice und allem drum und dran. Hat man dann noch eine andere Hautfarbe, so ist das nochmal ein Bonus. Manchmal fühlt man sich wie so ein kleiner König. Manchmal bekommen die Gäste auch noch einen Lawalawa, Blumen- oder Kaugummikränze :D. Bei manchen Tänzen fangen einige weibliche Tänzer auch an zu schreien und zu weinen an. Das geht manchmal so weit, dass sie aufhören zu tanzen und zu Boden fallen. Grund dafür ist, dass diese Tänze für die Tänzer sehr emotional sind und bestimmte Bedeutungen haben, die diese Reaktionen hervorrufen.
Alkohol ist hier ein immenses Problem. Abends betrinken sich viele Menschen. Meist ist es nicht gekaufter Alkohol, der wird eingeschifft und ist sehr sehr teuer. Sie brennen ihn meist selber oder lassen Toddi, den Saft der Kokosblüte, vergären. Billiger geht es nicht. Viele trinken auch, um ihre Situation „erträglicher“ zu machen, denn viele Menschen sind hier arbeitslos.


Friedhof in Betio
Man macht hier auch Bekanntschaft mit dem Tod. Die meisten Gräber haben keine Grabsteine. Sie sind meist abgegrenzt mit in den Sand gesteckten Flaschen. Katholiken bauen sogar ein kleines Haus über das Grab. Mit Türen und Fenster und allem, was dazu gehört. Doch bevor der Tote begraben wird, wird er erstmal aufgebahrt. Sei es im Wohnzimmer oder im Maneaba. Er wird abgedeckt (Mückennetz oder Decke) und rundherum mit Blumen und Ballons geschmückt. Ohne Kühlung kann man sich den Geruch bei 34° Celsius tagsüber gut vorstellen.

Im September und im März steht die Sonne direkt über dem Äquator. Sommer- und Winterzeit gibt es hier nicht. Auch keine Jahreszeiten. Nur Sommer. Aber die Regenzeit verschiebt sich auch mal gerne oder ist unregelmäßig. Klimawandel lässt grüßen. Aber es wird schon sehr warm hier, denn Tarawa liegt nur 1-2° nördlich des Äquators.


Ich habe mich auch mit einem Amerikaner über das Toilettenproblem hier unterhalten. Für die meisten Menschen ist die Lagune Müllkippe und Toilette. Nicht sehr hygienisch und vor allem schädlich für die Umwelt. Seine Idee sind solarbetriebene Dixiklos. Kosten $500 - $1000 Dollar das Stück, man hat danach aber keine Ausgaben mehr, da sie selbstreinigend sind. Fraglich ob das klappt. Man müsste schon die Mentalität der Menschen ändern und das geht nicht von heute auf morgen.
Ich habe einer I-Kiribati (Einwohner von Kiribati) erzählt, dass ich aus Deutschland komme. Ihre erste Frage war: „Auf welcher Insel liegt Deutschland?“ Schon lustig. Auch die Reaktion, als ich ihr Deutschland auf einer Karte gezeigt habe. Viele kennen das Festland gar nicht.
Tioti musste neulich zu Familien gehen und sich entschuldigen. Grund: Sein Sohn hatte einen Unfall gebaut, einen Bus gerammt und dabei viele Menschen verletzt. Alkohol war auch im Spiel. Macht man so etwas, so geht man als allererstes zu seiner Familie und beichtet. Die Familie muss sich dann dafür entschuldigen.
Irgendwann musste es ja passieren. Ich habe ja schon berichtet, dass hier Hunde nichts wert sind. Es gibt sehr viele und sie rennen auch überall herum. Tioti hat neulich in unserem Beisein einen Hund angefahren. Nicht mal gebremst, einfach weiter gefahren und mich hat er nur gefragt: „Ist das furchtbar?“. Schon krass.
Hunde gibt es hier im Überfluss. Fisch auch, so sollte man denken. Gab es auch. Die Zahlen gehen mehr und mehr zurück. Kiribati hat einen riesigen Anteil des Ozeans auf seinem Territorium und verkauft munter Fischereirechte an westliche Firmen (Spanien hat eine riesige Fischereiflotte). Die Fischen dann alles ab und für die traditionellen Fischer bleibt immer weniger übrig.

Hoffentlich hält diese Ehe ewig
Wir waren auch auf einer Hochzeit eingeladen. Es war jetzt nicht die erste Hochzeiten für die Beiden, von daher nicht so spektakulär. Die Ehe wird hier nicht so ernst genommen und es wird sich oft wieder geschieden. Stirbt ein Ehepartner, so übernimmt auch gerne mal dessen Bruder/Schwester den neuen Platz. Diese Hochzeit schien nicht freiwillig zu sein. Die Braut sah nicht sehr fröhlich aus. Ich schätze es ist eine arrangierte Ehe, was es auch noch in Kiribati gibt. Der Trend geht aber zu freiwilligen Eheschließungen. Die Zeremonie hat nur 30 min und hatte große Ähnlichkeiten mit unseren Hochzeiten. Danach wurde gefeiert. Mit Torte und allem drum und dran. Ein sehr schönes Fest.
An den Linksverkehr gewöhnt man sich hier auch. Vielleicht mache ich hier ja mein eigenes Busunternehmen auf.....Muss nur noch einen Bus und eine Kassierdame finden....Naja, aber der Plan liegt noch in weiter Ferne :P

Soo ich glaube, mehr habe ich nicht. Ich werde weiter Infos sammeln :).
Bis dahin,
viele sonnige Grüße aus Kiribati
Euer Eike





Oktober 2010

Mauri alle miteinander,
die letzte Zeit war eine Zeit voller Veränderungen. Es hat sich viel getan und ich habe auch wieder ein bisschen was dazugelernt.

Die erste große Veränderung war, dass Reoneti eine Zeit lang nicht zur Arbeit kam. Gut, dachte ich, ist er wieder mal krank. Das ist er öfter mal (oder er hat einfach keine Lust zu arbeiten oder war zu verkatert nach den Alkoholexzessen am Abend). Jedenfalls hat er meiner Kollegin, Teratu, eine Mail geschrieben, die alles erklärt hat. Er hatte an einem Abend wieder mal zu viel Alkohol getrunken und letztendlich seine Frau heftig geschlagen. Reoneti ist 27, verheiratet und hat 2 Töchter. Er ist nun auf der Flucht vor der Polizei und befindet sich auf einem Outer Island. Wir haben dem Generalsekretär noch nichts gesagt, in der Hoffnung, dass Reo noch wiederkommt. Aber er kam nicht. Der Generalsekretär hat wohl auch schon den Braten gerochen, denn ein paar Wochen später hatte ich eine neue Kollegin, Meaua, die ich nun einarbeiten muss, da Teratu auch auf einem Outer Island ist (aber geschäftlich). Meaua hat schon für die Regierung und für AusAid gearbeitet, einer australischen Hilfsorganisation. Die Kontakte kann man nutzen. Sie würde zwar lieber für die Frauenorganisation der KPC, der RAK, arbeiten, aber ich kann sie ganz gut gebrauchen. Ich übernehme somit auch mehr Aufgaben im Office und hoffe, dass ich auch bald auf ein Outer Island komme, denn dort ist das Leben nochmal komplett anders.

Hier war auch ein Österreicher zu Besuch. Harald macht gerade ein Sabbatjahr und bereist die Welt. Er war schon einmal in Kiribati und hat auch seine Doktorarbeit in Geschichte über die Besiedlung Kiribatis geschrieben. Es muss sich hier schon sehr viel geändert haben. Viele Traditionen werden vernachlässigt.
Er hat uns viel über die Traditionen berichtet. Ich habe ja schon berichtet, dass die Toten im Haus oder Maneaba aufgebahrt werden. Das tut man, damit die Seele aus dem Körper kommen kann. Der Tote wird immer auf seinem Land begraben. Wichtig für die I-Kiribati ist nicht das Individuum, sondern das Land, welches einem gehört. Deswegen muss der Körper auch wieder zu seinem Land zurück.
Deswegen gibt es in Tarawa auch Friedhöfe. Zu viele Leute von den Outer Islands, die sich auf dem Hauptatoll Tarawa, welches einer Kleinstadt ähnelt, Arbeit erhoffen und selten finden. Sie lassen ihr Land auf den Outer Islands zurück. Sterben sie hier, haben können sie ja nicht auf ihrem Land begraben werden. 


Damals haben auch sehr viele Menschen Selbstmord begangen. Die Alten hatte traditionell das Sagen. Dies ist auch heute noch so. Beleidigt man sie oder handelt man gegen ihren Willen, so war war das höchst respektlos. Es war eine Schande für einen, mit der man nicht mehr leben konnte.


In Tanks (3000-5000 Liter) wird Regenwasser gesammelt
Damals wurden auch manchmal Neugeborene getötet. Süßwasser ist hier Mangelware. Gab es eine zu lange Trockenzeit und das Wasser wurde knapp, wurden Neugeborene getötet, um das Leben der anderen zu sichern. Dies wird heute aber nicht mehr praktiziert. Man ist aber immer noch sehr auf Regenwasser angewiesen. Reiche Menschen können sich auf Frischwasser liefern lassen. Aber wer ist das schon von den Einheimischen. Es gibt auch mehr Restaurants und Shops als damals. Neue Straßen wurden gebaut, wie z.B. der Causeway nach Betio. Es ist ein aufgeschütteter Damm. Dadurch hat sich aber die Strömung verändert und der Wasserspiegel in der Lagune ist gestiegen. Kleine, unbewohnte Inseln wurden überflutet.

Nochmal was zur Scheidung: Scheidet sich eine Frau, so verliert sie die Unterstützung der Familie. Sie wird verstoßen. Geht sie dann aber ins Ausland, studiert und kommt dann zurück, so ist sie wieder herzlich willkommen. Sie hat wichtige Kriterien für I-Kiribati erfüllt wie Reisen und Bildung(=Geld).
Viele Männer gehen hier zu Seefahrerschule. Ein moderner Komplex, der von deutschen Reedereien geleitet wird. Viele Familien leben von dem Geld, was die Seemänner nach Hause schicken. Leider haben viele von den Seemännern AIDS (Seemann im fremden Hafen und die Taschen voll Geld, man kann es sich denken). Frauen wurden nur einmal zur Seefahrerschule zugelassen. Grund: 26 wurden zugelassen, am Ende waren 20 von ihnen schwanger.

Unser Kiakia
Wir waren auch auf der Picknickinsel Biketaoa (reifer Strand) in North Tarawa. Eike musste sich bei der Überfahrt natürlich an den Bug setzen. Wir kamen alle sehr nass an :D
Dort angekommen haben wir einen entspannten Tag im Kiakia, kleiner tragbare Häuschen auf Stelzen, verbracht. Es gab Hummer! Sehr lecker! Jetzt weiß ich, warum das Zeug bei uns so teuer ist. Hier gab es ihn umsonst. Bate hat uns über die Biketaoa-Erklärung erzählt. Es gibt ein regelmäßiges Treffen alles Pazifikstaaten. Ein Tag dient der Entspannung. Als das treffen in Kiribati stattfand, wurde dieser Tag auf Biketaoa verbracht. Dort wurde festgelegt, dass, wenn ein Pazifikstaat Hilfe braucht, die anderen sich zusammensetzen und beraten, wie sie helfen können.

Am 4.10. Nationaler Bildungstag. Frei! Haben uns das Gelände der Marineschule mal näher angeguckt. Schon modern! Und wir haben uns auch das katholische Hauptquartier angeschaut. Ist schon größer als das der KPC. Protzen mit allem was sie haben. Haben die größte Kirche, das größte Maneaba.

Der 08.10. ist auch ein Tag, an dem sich etwas erheblich für mich geändert hat. Ich musste umziehen! Ich musste mein Haus räumen. Weil der neue Finanzsekretär kein Haus auf dem KPC-Gelände hat, muss Latei ihr Haus räumen, in mein Haus ziehen, und ich ziehe ins YCL-Center. Dort, wo auch Lea und Anneke leben. Ich tausche meine Wohnung gegen ein 6m² Zimmer, einer öffentliche Toilette und Dusche, die auch manchmal als Toilette missbraucht wird und einer Gemeinschaftsküche mit Mäusen. Aber es hat auch Vorteile. Ich habe eine Klimaanlage in meinem Zimmer :). Und das kleine Zimmer kennen ich irgendwoher von zu Hause. Ich bin es ja gewohnt :D. Ich habe mir den Raum nett zurechtgemacht und nun ist er nicht mehr so schnöde. An das schon viel beschriebene Douglas-oder OP-Saal-Grün an den Wänden gewöhnt man sich auch. Das Zimmer lässt sich auch einfacher sauber halten als eine ganze Wohnung. Eigentlich bringt es nur Vorteile mit sich. Nochmal umziehen will ich nicht mehr.
Am Anfang des Tages war ich echt geknickt, aber Abends kamen 2 Carepakete an, mit Sachen drin, von denen hätte ich nur träumen können! Vielen vielen Dank. Ich freue mich schon auf die nächsten kreativen Ideen. Ihr habt mich echt sprachlos gemacht ;). Manchmal lagern Pakete etwas länger in Fidschi, da es im Flieger nach Kiribati keinen Platz mehr gab.

Am 09.10 war Nationaler Taiwan Tag. Taiwan wird 99. Am Abend gab es ein tolles Fest. Taiwan ist wohl das Land neben Australien und Neuseeland, mit dem Kiribati am engsten zusammenarbeitet. Taiwan hat hier sehr viele Projekte. Garten, Medizin und auch einen Ort, an dem viele kleine Maneabas gebaut wurden. Diese dienen für die vorher beschriebenen Menschen, die nach Kiribati kommen, um Arbeit zu finden, aber noch kein Haus haben. Dort können sie erstmal leben.

Süß, die Kleinen
Die Kinder hier sind wundervoll. Manchmal kommen sie auf einen zu gerannt und umarmen deine Beine oder rufen „Mauri“ und winken dir zu. Einige berühren dich auch ganz heimlich im vorbeigehen, nur um einmal weiße Haut angefasst zu haben. Und immer wollen sie, dass man ein Foto von ihnen macht. Den gefallen tue ich doch gerne. :)

Einmal im Monat gibt es hier auch einen Bücherclub. Bücher sind hier rar und somit werden sie munter unter den Imatangs getauscht. Wichtige ist aber das Essen dort :D. Sehr lecker.

Es ist schon erstaunlich. Man freut sich hier über jegliche Art von Frischgemüse. Uns wurde neulich eine Gurke geschenkt und wir haben uns riesig gefreut. Hier gibt es alles nur aus der Dose, da es ja mit dem Container irgendwie auf die Insel kommen muss. Gemüse ist rar und teuer und man wartet immer sehnsüchtig auf den nächsten Container mit vllteinigen neuen Sachen darin, denn die Auswahl ist hier sehr begrenzt.

Der Kopf ist hier heilig. Berühre nie den Kopf eines älteren oder fremden. Das ist respektlos. Bei kleinen Kinder ist es ok. Kopf heißt „atu“. Gott ist „atua“ (=unser Kopf). Der Kopf ist also nahe bei Gott und daher heilig.

Ich komme hier schon sehr gut zurecht und gewöhne mich hier mehr und mehr an das entspannte Leben, bei dem Zeit keine Rolle spielt. Wenn ich wieder zu Hause bin, muss sich das aber wieder ändern...

 Bate hat mir erklärt, dass die I-Kiribati, wenn es sehr stürmisch ist, sagen, dass das Meer lache. Der weiße Schaum der Wellen sieht aus, als würden die Wellen dir die Zähne zeigen.





Den Hüftschwung müsst ihr euch denken :P
Auch hat mir Maybritt, eine ehemalige Freiwillige des NMZ, die hier in Kiribati für 3 Monate war, geschrieben und mich über die Tänzerinnen aufgeklärt. Ich habe ja bereits geschrieben, dass sie manchmal während des Tanzes schreien und auch zu Boden fallen. Das hat folgenden Grund. Ihr kennt vllt. Das Gefühl, das einem manchmal bei großer körperlicher Anstrengung ein wenig schummrig vor den Augen wird. Kommt mal vor bei den ganzen Choreographien. Das schummrige Gefühl deuten die Leute als göttliche Eingebung und fühlen sich zu tiefst geehrt.

Man interpretiert hier in sehr viele Sachen etwas hinein. Wenn man niest, so sagt der andere nicht etwas „Gesundheit“ oder dergleichen. Du selber musst sagen „ Ich bin nicht der Einzige!“. Klingt erstmal komisch aber ich erkläre es euch. Wenn du niest, so denkt jemand des anderen Geschlechts an dich. Und du willst natürlich nicht, dass diese Person nur an dich denkt, denn es gibt ja noch so viele andere wunderbare Menschen auf der Welt, die der Person viel näher sind. Und damit diese Person nicht zu viel an dich denkt, sagst du: „Ich bin nicht der Einzige!“.

Stromausfälle gibt es hier auch manchmal. Nicht weil, das System schwach wäre. Manchmal vergisst unser Headquarter einfach, die Rechnungen zu bezahlen und dann wird uns einfach der Saft abgedreht. Meist nur für einen Vormittag, weil sich dann einer dazu bereiterklärt, zu bezahlen. Man merkt erst, wie viele Dinge hier vom Strom abhängig sind, die es in Deutschland nicht sind. Zum Beispiel liegt hier auch die Wasserversorgung bei einem Stromausfall flach, da ja die Pumpen alle Strom brauchen.
Abatao
Wir leihen uns manchmal einen Toyota aus, um nach Abatao zu fahren, einem sehr schönen Ort im Norden Tarawas weit weg vom verdrecktem Südtarawa. Wär Toyota kennt, der weiß auch von dem Gaspedalproblem. Leute, es ist nicht nett, wenn der Wagen auf einmal unkontrolliert beschleunigt. Kräftig in die Bremse gehauen und mit dem anderen Fuß das Pedal wieder gelöst. Aber schon ein bisschen geschockt. Zum Glück nichts passiert.
Neuer Rekord im Bus: 27 Leute! Da saß bei jedem noch einer auf dem Schoß oder steht! Und das bei einem 13-Sitzigem Kleinbus.

Ich habe auch eine neue Chefin im Projektbüro, da ja Reoneti getürmt ist. Sehr erfahrene Frau, von der ich noch sehr viel lernen kann. Und vllt. Schickt sie mich ja mal auf ein Outer Island. Man darf hoffen. 
Rettungsaktion in der Lagune


An einem Samstag haben wir auch mit den Hasch-Leuten das Hasch Jubiläum gefeiert. Wir sind zu der Picknickinsel Biketawa rausgefahren. Schon die Fahrt war abenteuerlich. Wir mit über 30 Leuten auf einem Boot mit Essen und Getränken. Das war wohl zu viel Gewicht. Mitten in der Lagune fing unser Boot an zu knacken und wir musste anhalten. 2 Andere Boote kamen hinzu und nahmen ein paar Leute auf. Der Trip wurde dann fortgesetzt. Aber schon eine geniale Aktion, mitten in der Lagune das Boot zu wechseln. Waren auch noch an der Broken Bridge schwimmen. Sehr kristallklares, türkises Wasser. Wunderschön! Und am Abend noch raus auf eine Sandbank (Bikeman (Vogelinsel)) gefahren. Es war wundervoll. Es war eine klare Vollmondnacht. Du hast auf der einen Seite die Sonne untergehen sehen und auf der anderen den Vollmond aufgehen sehen. Rund um dich herum Wasser und kleine Lagerfeuer aus Kokosnussschalen. Unglaublich. Nachts hat der Mond die ganze Lagune erhält. Es war keine Wolke am Himmel.

Meine Chefin packt an. Sie hat erstmal unser Büro renoviert und neue Vorhänge angebracht. Sie gleich viel netter aus.

Habe auch meine ersten Sulu in Auftrag gegeben. Wir üben schon seit ein paar Wochen im Chor für eine Chorwettkampf. Dafür brauchen wir alle ein einheitliches Outfit. Ein schweinchenrosafarbenes Hemd und eine schwarzen Sulu. Sulu ist wie ein Lawalawa, nur kommt das aus Fidschi und hat schon einen Gürtel und Taschen.

Die Tochter des Krankenhausseelsorgers hatte ihre erste Periode. Für die Familie und für das Mädchen eine immense Ehre. Ab dem ersten Tag wird sie für 3 Tage im Haus mit einer alten, weisen Frau eingesperrt. Sie darf sich die ganze Zeit nur von getrockneten Kokosnüssen (Sehr lecker, aber für 3 tage vllt. ein wenig eintönig) und Wasser ernähren. Die alte Frau klärt sie über ihre künftigen Rechte und Pflichten als Frau auf. Am 3. Tag ist dann ein Fest. Das Mädchen ganz in Rot gekleidet, schöner Haarschmuck ihr gegenüber sitzt ein Erstgeborener, den die Eltern auswählen. In den südlichen Gilbertinseln sitzt er neben ihr, in den nördlich ihr gegenüber. Vllt. Sitze ich bald einem Mädchen gegenüber.

Hier werden auch 3 Geburtstage groß gefeiert. Der 1. Geburtstag (wegen der hohen Kindersterblichkeit),
der 21. (ab dort ist man erwachsen) und der 60. Geburtstag (wegen der geringen Lebenserwartung).
Wer mich kennt, der weiß, dass ich hier meinen 21. feiern werde. Es bleibt abzuwarten was sich daraus entwickelt. Ist ja auch noch hin.

Am 30.10. war auch der 145. Geburtstag der RAK, der Frauenorganisation der KPC. Sie nähen, kochen, und machen wunderbare Sachen aus Kokos- oder Pandanusblättern und auch Muscheln.

Der Oktober ging sehr schnell vorüber. Es bleibt abzuwarten, was im November passiert. Eins kann ich aber schon sagen: Es wird nicht langweilig werden.

Bis dahin
viele sonnige Grüße aus meiner kleinen, klimatisierten „Zelle“ in Kiribati
Euer Eike




November 2010

Mauri alle miteinander,
Junge,Junge, das ist ja schon lange her, dass ihr etwas von mir gehört habt. Vllt. liegt es daran, dass mehr und mehr Dinge für mich alltäglich werden, man sich daran gewöhnt hat oder dass man manchmal einfach nichts Neues erlebt. Trotzdem halte ich euch weiterhin auf dem Laufendem. Es ist ja nicht so, als ob hier nichts passiert wäre.

Der Monat ging schon einmal gut los. Der Display meiner Kamera hat sich erfolgreich verabschiedet und hat es mir unmöglich gemacht, weiter Fotos aufzunehmen. Was tun? Lange haben wir überlegt. Dann kam uns der Zufall zu Gute. Bate war gerade auf Deutschlandreise mit Martin, dem Leiter des Ozeanien-Referats des NMZs. Ein Glück stand der E-Mail-Kontakt, somit konnte ich Bate und Martin eine Mail schreiben, ob Martin nicht eine neue Kamera für mich besorgen könnte und sie Bate mit nach Kiribati geben könnte. Gesagt, getan.

Ich möchte mich hier auch bei meinen Eltern, Sabine, Martin und Bate für eure schnelle und unkomplizierte Hilfe bedanken. Die Kamera ist erste Sahne und macht klasse Bilder, sogar bessere als meine alte. Vielen, vielen Dank! :)

Pastoren der Zukunft
Anfang November war auch Vereidigung der Absolventen des Theological Colleges. Nach erfolgreichem Bestehen des Theologiestudiums gab es ein großes Fest mit Musik, Tanz und natürlich des I-Kiribati Lieblingsaktivität: Essen. Gut die Hälfte hat bestanden und es gab sogar noch Auszeichnungen. Manche habe gleich 4 für die verschiedensten Rubriken bekommen.

Peter Emberson aus Fidschi war hier auch zu Besuch im YCL. Was ist die Welt doch klein. Peter habe ich in Deutschland über das NMZ kennengelernt. Ich bin mit ihm zusammen nach Bremerhaven ins Klimahaus gefahren (übrigens eine gute Adresse, wenn man etwas über Klima und Klimawandel lernen möchte; kleine Schleichwerbung am Rande :D). Er hat sich tatsächlich noch an mich erinnert. Er ist hier um Vorträge über den Klimawandel zu halten.

Ich muss hier auch einmal kurz Dampf ablassen: Dieser IT-Mann! Er hat für uns im Büro das Internet auf eine Stunde pro Tag limitiert. Zu wenig, denn unsere Arbeit ist stark internetabhängig. Mails an Stiftungen senden und empfangen (auch schnell reagieren), Recherchen über Projekte durchführen, etc. Zudem tauschen wir auch innerhalb des Büros Dateien per Mail aus. Wieso machen die das, wenn man es auch mit einem USB-Stick machen kann?! Beide Computer haben einen Virus, der alle Dateien vom USB-Stick in Shortcuts verwandelt und man sie dann nicht mehr öffnen kann. Der IT-Mann ist aber auch stur. Er will nicht das Virusproblem lösen, weil er der Meinung ist, er müsse es nicht, da er ja nicht das Antivirenprogramm installiert hat und mehr Internet will er auch nicht geben, da er dann befürchtet, es wäre zu schwach. Ist es aber schon längst. In der einen Stunde bekommt man nicht viel hin. Sein System, dass das Internet limitiert, macht das Internet langsam und schwach. Aber ich reg mich ja nicht auf.

Und es geht noch weiter. Leider ist Armut hier auch verbreitet. Viele Menschen sind verzweifelt und ertrinken ihre Hilflosigkeit mit Alkohol. Da kommt doch ein weißer Mann, der am Geldautomaten steht, gerade rechtzeitig. Die Verzweiflung geht sogar soweit, dass sie sich prostituieren. Es ist nicht schön, am Geldautomaten von einer Frau begrabbelt zu werden! Zum Glück sind meist immer noch Einheimische in der Nähe, die einem in so einer Situation helfen. Traurig ist das aber schon. Das es soweit kommt und sich die Menschen nicht mehr anders zu helfen wissen. Ich hoffe, das war eine einmalige Aktion. Kein Wunder auch, dass hier Hepatitis und HIV/AIDS so stark verbreitet sind. Verunreinigtes Wasser (Hepatitis A) und ungeschützter Sex (HIV, Hepatitis B).

Was man so zwischen den einzelnen Liedern macht:
Tioti beim Schlafen
Anneke, Lea und ich singen hier auch im KPC Chor mit. Schöne, mehrstimmige Lieder; auf Kiribati versteht sich. Haben in letzter Zeit einmal die Woche geprobt. Mussten und auch ein einheitliches Outfit besorgen. Die Farbe des Stoffs war aber festgelegt: Schweinchenrosanes Hemd und schwarzer Sulu. Über das Hemd kann man sich streiten aber immerhin habe ich jetzt meinen ersten Sulu. So ähnlich wie ein Lawalawa, aber aus Anzugstoff (keine Ahnung was das ist) und mit Taschen. Kommt traditionell aus Fidschi.
Es gab dann auch ein großes Fest, bei dem viele Dörfer ihre Lieder vorgetragen habe und natürlich wieder viel viel Essen. Am Tag davor hatten wir sogar eher Schluss um Essen vorzubereiten. Man bekommt hier bei jeder Gelegenheit oder Festlichkeit frei.
Und etwas ist auch von der britischen Kolonie geblieben. Der 3-Uhr-Tee ist hier fest in jedem Tagesablauf verankert. Ich habe ja bereits berichtet, dass Tänzerinnen manchmal beim Tanzen schreien und auch manchmal zusammenbrechen. Es geht auch beim Singen. Aber das habe ich auch noch nicht gesehen. Sie ist mitten im Maneaba zusammengebrochen und hat auf dem Boden gekrampft. Tioti hat mich aufgeklärt. Es gibt da ein Getränk aus Beeren. Wenn man dies einmal im Leben trinkt, so hält die Wirkung für immer an. Wenn man dann mit großer Anstrengung singt oder tanzt, setzt die Wirkung ein und die Frauen denken, sie empfangen den Heiligen Geist. Ganz realistisch klingt das nicht. Die Menschen bilden sich das glaube ich ein, denn manchmal wird einem bei großer Anstrengung ja etwas schummrig vor den Augen und das deuten sie dann wahrscheinlich als göttliche Eingebung.
Die Jugend von Kiribati macht auf sich aufmerksam
An einem Morgen kamen ganz spontan 2 Gruppen von Vorschulkindern auf das KPC- Gelände marschiert. Sie hielten Banner hoch auf denen z.B. stand: „Wir sind Kiribati, wir sind die Zukunft!“. Begleitet wurde dies noch durch Trommelschlägen auf einer Konservendose und Parolen der Kleinen. Hoffentlich zeigt es Wirkung.

Ich konnte in der letzten Zeit öfters hinters Riff gehen, da die See ruhig war. Ich habe dabei mich weniger auf die Vielzahl bunter Fische konzentriert, sondern diesmal mehr auf die Korallen. Und da ist mir aufgefallen, dass das Korallensterben schon eingesetzt hat. Wenn man sich nicht von den Fischen ablenken lässt, fällt einem auf, dass die Riffe nur ein braunes Gestein sind (Tote Korallen). Verwunderlich ist es nicht, denn die Gewässer um Tarawa sind stark verschmutzt.

Ich war auch im Finanzministerium, um ein paar Daten und Fakten über Kiribati zu erhalten. Nicht vergleichbar mit den Ämtern in Deutschland. Total unaufgeräumt und ungeordnet. Aber irgendwie hat doch alles sein System und die Dame konnte mir schnell weiterhelfen.

Es kamen auch 2 Frauen zu uns. In Kiribati findet gerade eine Volkszählung statt und Anneke, Lea und ich wurden auch erfasst. Fragen wie: Sind ihre Eltern noch am Leben? Wo ist ihre Heimatinsel? Können sie lesen und schreiben in Kiribati? Trinken und Rauchen sie? Wo waren sie in den letzten Jahren? Und und und.


Hier ist es auch üblich, andere Menschen zu adoptieren. So kann kurzer Hand z.B. der Neffe als Sohn adoptiert werden. Auch ist die Familie der Mutter bei der Namensgebung des Erstgeborenen maßgeblich beteiligt. Grund dafür ist, dass die Frau bei der Geburt sterben kann. Es dient also dazu, den Familiennamen aufrecht zu erhalten. Ein Beispiel: Heißt der Vater der Gebärenden Bate Kirata, so wird der Nachname der Tochter Bate sein. Ebenso übernimmt die Frau den Vornamen des Mannes bei der Heirat als ihren Nachnamen. Das erste Kind wird auch möglichst im Krankenhaus zur Welt gebracht. Jedes weitere kann auch zu Hause geboren werden.

Die letzten Tage im November sind wir von einer Abschiedsparty zur nächsten gefahren. Anneke und Lea verlassen am 30.11. Kiribati. Es kommt mir vor, als wäre es gestern gewesen, als ich sie vom Flughafen abgeholt habe. Die 3 Monate sind wirklich schnell vorübergegangen. Aber sie haben sich beide sehr gut eingelebt, haben viele neue Freunde gefunden und haben den Menschen hier eine Riesenfreude gemacht. Ihr Zwei könnt wahrlich stolz auf euch sein. Dazu gehört viel Mut und das kann nicht jeder. Ich hoffe ihr habt die Zeit in Kiribati genossen und werdet sie nie vergessen. Die Menschen hier werden euch auch noch lange in guter Erinnerung haben. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die ihr hier gemacht habt, können euch von niemanden genommen werden. Vielen Dank für die schöne Zeit. :)

An diesem Tag habe ich auch meine Morgenandacht gehalten. Jeder aus dem Büro ist einmal dran. Das Thema einer jeden Andacht ist durch die Tageslosung schon vorgegeben. Dazu wird auch schon ein Bibeltext und eine Interpretation gedruckt. Man wählt noch ein oder zwei Lieder aus, schmückt das vorgegebene Abschlussgebet noch ein bisschen aus und schon ist die Andacht fertig. Vieles ist also schon vorgegeben und eine Andacht dauert im Schnitt 45 Minuten. Die Reihenfolge bleibt offen. Grundsätzlich ist es aber immer so, dass der Bibeltext verlesen wird (von einer Person oder vom ganzen Maneaba), dann wird die Interpretation vorgelesen. Danach setzt man sich und der Philosopher steht auf und einer muss den Hintergrund zum Bibeltext beschreiben. Danach wird alles zur Diskussion freigegeben. Man kann das Lied zum Schluss oder zum Beginn singen oder gar sowohl als auch. Nach dem Abschlussgebet werden dann noch Meldungen, wie z.B. Feste, bekanntgegeben.

Nanu, da ist ja doch mehr zusammengekommen als ich dachte. Gut so und es geht immer weiter ;)
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike




Dezember 2010

Mauri alle miteinander,
jetzt wo die Mädels weg sind, bin ich wieder auf mich allein gestellt. Aber ich sehe die Vorteile. Es ist einfacher einen Bus zu kriegen und ich bin auch etwas freier in meinen Entscheidungen.

Es ist schon erstaunlich, was der Landbesitz auf der Heimatinsel ausmacht. Ist man in einer Diskussion und man kommt von einer anderen Insel, so wird man nicht ernst genommen. Man hält sich zurück und sagt man doch etwas ,wird einem keinen Glauben geschenkt.
Ich konnte noch einen Vorteil genießen und Bate hat mich mit zu einem seiner Cousins genommen. Es gab etwas wichtiges zu bereden. Einer seiner Cousins möchte heiraten. Er ist ein junger Bursche, um die mitte 20 und es ist seine erste Hochzeit. Sie kennen sich seit Beginn des Jahres. Nun gut. Er hat um ihre Hand gebeten. Nun kann sie sofort nein sagen, aber nicht ja. Denn sie muss erst ihre Eltern fragen. Wenn sie fragt, ist das quasi ein ja von ihr. Jetzt müssen die Eltern einen bestimmen, der die Familie der Braut um die Ehre bittet. Dabei ist es eine Ehre für die ausgewählte Person zu fragen. Aber es ist nicht jeder dafür geeignet. Diese Person muss im Verwandtschaftsgrad höher sein als der zukünftige Bräutigam (In diesem Fall: Onkel, Tante, am besten Großeltern). Der Zeitpunkt ist auch entscheidend und wird sorgfältig ausgewählt. Ja, heiraten ist nicht so einfach.

Essen ist fertig
 Am Samstag war eine verfrühte Weihnachtsfeier mit den Hashleuten, der allmittwochliche Wanderclub. Wir sind bei Ebbe zur Scoutisland rausgewandert und haben dort einen netten Tag verbracht mit gutem Essen. Zubereitet wurde das Fleisch in einem gegrabenen Loch. In dieses wurden Korallensteine und Kokosnussschalen geschmissen und angezündet, danach wird alles abgedeckt und mit Sand zugeschüttet. 90 min. warten, fertig. Lecker!


Weihnachtsstimmung bleibt hier aus. Es gibt zwar Plastikweihnachtsbäume und Girlanden zu kaufen und ein paar Häuser sind auch geschmückt, aber bei 30°C und Sonnenschein kommt irgendwie keine Stimmung auf. Es fehlt einem doch das Schmuddelwetter und das gemütliche zu Hause.

Meine Arbeitskollegin Tearatuu hatte auch Stress mit ihrem Ehemann und sie würde sich gern scheiden lassen. Das Ding ist nur, dass die 21-jährige 2 Kinder hat und sie sich um sie sorgen macht. Sie wird es verschieben meint sie.


Landleben
Ich habe auch meinen ersten Outer-Island-Trip gemacht. Vom 10.12. bis 12.12.2010 ging es mit Maleta, einer Mitarbeiterin der KPC, nach Marakei. Am Freitag hob die 17-sitzige Air-Kiribati Maschine nach Marakei ab und landete 20 Minuten später auf der kleinen, kreisförmigen Insel auf Schotter. Allerhand wurde transportiert, sogar Torten und Matten. Die Sicherheitsinstruktion war auch innerhalb einer Minute abgetan. Am Flughafen warteten viele Menschen. Die meisten kommen nur, um zu gucken, denn so ein Flieger ist schon was Besonderes, obwohl er Marakei 2 mal täglich anfliegt. Ein Schiff mit Lebensmitteln kommt 1 mal die Woche. Wir wurden vom Ehemann der Pastorin abgeholt und es ging mit dem Motorrad zu deren Haus. Auf der Outer-Island ist das wahre Kiribati, noch traditionell und ländlich.
Man lebt von dem, was die Natur einem gibt. Es gibt kein fließend Wasser und nur begrenzt Strom. Die Toilette ist ein Loch im Boden und die Dusche ein Bottich mit Becher und Seife. Es ist einfacher, aber nicht schlecht. Es ging gleich weiter. Ich habe im Vorweg 4 Päckchen Zigaretten (1 Pack, 10 Stück, AU$2,50) gekauft, denn auf Marakei gibt es 4 Schreine. Man muss die runde Insel, die die Lagune fast einschließt (nur 2 kleine Passagen) entgegen des Uhrzeigersinns einmal umrunden und bei jedem Schrein Tabak hinterlassen.
Damit die Götter einem Glück und Gesundheit während des Aufenthalts bescheren. Es wurden aber nur 2 Zigaretten pro Schrein geopfert, der Rest ging an die Gemeinde. Geopfert wurden sie auch nicht wirklich. Die Leute leeren den Schrein sofort. Die 4 Schreine bilden ein Kreuz. Wenn man an einem Maneaba vorbeifährt, so muss man absteigen. Aus Respekt. Tut man es nicht, so wird man aber auch nicht bestraft. Am Abend noch in der Dämmerung geschwommen. Das Wasser ist um einiges sauberer und klarer als auf Tarawa. 


Einer von 4 Schreinen


Am Abend erzählt dann der Dorfälteste (Unimane, 77 Jahre alt) noch Geschichten. Von 18- max. 23 Uhr gibt es Strom vom Generator. Einige Häuser haben auch Solarpanel, kosten aber pro Panel AU$ 9, und ist somit nicht für jeden erschwinglich. Das Leben ist nochmal eine Stufe ruhiger und entspannter als auf Tarawa. Zeit spielt keine Rolle. Auch Feste werden nicht so eng gesehen und es kommt schnell zum Essen. Im Gegensatz zu den Südinseln, wo alles straff organisiert ist und gerne lange Reden gehalten werden. Marakeis Bevölkerung ist zu 75% katholisch. Die Katholiken wollen 100% und machen wirklich schräge Dinger dafür. Auf meinem Flug war ein kleines Mädchen von Nonouti, auch einer Outer Island im Süden. Sie hatte eine Vision und hat Martin Luther King und Hiram Beingham, einem Mitgründer der KPC, in der Hölle gesehen. Das kommt der katholischen Kirche recht und lässt das Kind nach Marakei fliegen. Wahrscheinlich für blanke Propaganda. Mein Bett ist ein Kiakia direkt am Strand und geschlafen wird auf Matten. Sehr hart für die erste Nacht.
Um 7 Uhr wurde ich von der Sonne geweckt. Vormittags die Lagune erkundet und zum Mittag gab es Marakeis berühmte Krebse. Direkt aus dem Kopf gegessen. Sehr Lecker. Ansonsten meist Fisch und Reis oder Corned Beef vom Schiff, zum Frühstück immer Doughnuts, kleine in Kokosöl frittierte Teigbällchen und geriebene Kokosnuss, zum Trinken meist immer Toddi, der Saft der Kokosblüte (Sehr Süß, mit Wasser verdünnt oder im Tee). Nachmittags ein Wochenende auf einer Outer-Island: Nichts Tun! Auf die Flut gewartet, danach geschnorchelt. Das ist auf Marakei nochmal besser als in Tarawa. Auch hier setzt schon das Korallensterben ein, man hat hier aber ein besseres Riff und viel mehr unterschiedliche, bunte Fische. Wie im Aquarium :). Wunderschön.
Von der Insel wird Land weggespült und das schon seit 30 Jahren. Es ist also fraglich, ob es etwas mit dem Klimawandel zu tun hat. Bestimmt aber wurde der Effekt in den letzten Jahren dadurch begünstigt. Im Allgemeinen hat Kiribati erstaunlicherweise noch nicht an Landmasse verloren. Es wird eher von einem Ort weggespült und an einem anderen wieder angespült. Es wurde sogar Land gewonnen, und zwar durch Eindeichung. Evtl. Setzt der Effekt erst in ein paar Jahren ein.
Air Kiribati auf Marakei
Für das Dorf war unser Besuch eine große Ehre. Es wurde immer Essen zubereitet und serviert, wir mussten nichts tun und es war auch nicht erwünscht. Wir sollten uns wohlfühlen. Es wurde auch extra für uns im Maneaba gegessen, das ist auch nicht die Regel. Dafür wurde jedesmal die Propangasflasche geläutet. Die 2. Nacht konnte ich schon besser schlafen. Habe mich wohl an die Matten gewöhnt. Zum Abschied habe ich 2 Matten, 2 Lawalawas (in einem wunderbar meinen Namen gestickt), einen Fächer und ein T-Shirt bekommen. Sie lieben es, Geschenke zu machen und aus Höflichkeit ablehnen ist eine Beleidigung. Frage mich, wie ich das alles nach Deutschland bekomme.
Zurück in Tarawa habe ich den Unterschied gemerkt. Man genießt hier doch schon gewisse Vorteile. Aber man bezahlt sie auch mit viel Müll und Überbevölkerung.
Ich musste mich für den Flug auch wiegen. Ich wog im August in Deutschland 75 Kilo, habe am 10.12. 67 Kilo auf die Waage gebracht und wiege nach Marakei 68 Kilo. Bin gespannt wie sich das entwickelt.


Mein Mittag esse ich immer bei der RAK, der Frauenorganisation der KPC. Rührende Frauen, eine hat mich schon adoptiert, was ja bekanntlich schnell geht in Kiribati. Jetzt bekomm ich immer gutes Essen.

Musik spielt hier eine große Rolle. Manchmal fangen die Menschen, egal wo sie sind, an zu singen und meist klinken sich dann einige mit ein. Im Chor auf Kiribati zu singen ist großartig und es macht mir viel Spaß. Im Bus wird die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht und es werden sogar Subwoofer auf der Ladefläche von Trucks installiert.

Am 18.12. gab es dann schon die erste Weihnachtsfeier der KPC. Mit einem Chorwettkampf (Wir sind die schlechtesten Sänger auf dem Gelände, sagen die Ältesten). Und natürlich wieder Essen. Viel Essen.

Später noch zu Bate. Die Hochzeitsplanung kommt in die finale Phase. Bates Familie hat nun die Familie der Braut eingeladen. Zum Kennenlernen und um zu zeigen, dass man ein guter Gastgeber ist. Die Braut bekommt an dem Tag viele Kleider von der Gastgeberfamilie geschenkt und wechselt sie regelmäßig, je nachdem, wie viele Stücke sie bekommt. Sie musste glaube ich alle halbe Stunde sich umziehen. Das Paar bekommt auch eine „Doppelbettmatte“ geschenkt. Die Matte ist am Kopfende ausgefranst. Das heißt, dass noch keiner darauf gelegen hat. Die Fransen müssen in die Mitte der Sitzrunde zeigen, denn es ist das Kopfende und man ziegt ja keinem die Füße. Auch wird die Matte so unterm Arm getragen. Schon Wahnsinn, wie viel Symbolik dahinter steckt.
Die Braut muss vor Sonnenuntergang von der Gastgeberfamilie nach Hause gebracht werden, damit sie auch sicher ankommt.
Am Abend darauf gab es eine Mondfinsternis und danach war der Mond für eine ganze Zeit rot. Sah beeindruckend aus.

Ich habe auch eine Antwort darauf gefunden, warum es hier nicht regnet. Normalerweise müsste es in Strömen schütten, da die Regenzeit von November bis März läuft. So war es letztes Jahr. Letztes Jahr war ein El Nino-Jahr. Es ist ein Wetterphänomen, welches Kiribati in der Regenzeit mehr Regen beschert. Im darauffolgendem Jahr beschert La Nina das genaue Gegenteil. Somit liegt es nicht am Klimawandel, sondern am Wetterphänomen, wieso es so wenig regnet.

Weihnachtsbaum?
Einen Tag vor Heilig Abend gab die Jugendorganisation der KPC, YCL, zusammen mit den RAK-Frauen eine Weihnachtsfeier. Der Baum war ein Ast eines tannenähnlichen Baumes, dessen Name ich aber nicht kenne. Er wächst auf jedenfall hier in Kiribati. Geschenke wurden verteil, es wurde gegessen und viel gelacht. Viele haben mich gefragt, wie man traditionell in Kiribati Weihnachten feiert. Die Antwort ist simpel: Gar nicht! Traditionell haben die Menschen ja nicht an Gott und Jesus geglaubt, sie hatten ihre eigenen Götter. Somit können sie auch nicht die Geburt Jesu feiern. Es wurde mit der Christianisierung eingeführt und somit wird Weihnachten genau wie bei uns gefeiert. Mit der Zeit wurde auch der Weihnachtsmann importiert.

Am Heilig Abend selbst ging es erstmal zu einer Beerdigung. Ein toller Start in diesen Tag. Ein junger Mann, in den 40er, ist an einer Krankheit gestorben. Welche, konnte mir keiner so genau sagen und ich wollte auch nicht so genau nachbohren. Der Gottesdienst ist mit unserem vergleichbar, die Familie hält aber noch Reden. Er wird nicht in seiner Heimatinsel Tabituea begraben, die Kosten für den Transport sind zu teuer. Somit wird er auf Tarawa beigesetzt. Wir haben gesungen, während der Leichnahm in ein mit Beton ausgefülltes Grab gelegt, der Sarg zerkleinert und die Teile auf ihn gelegt wurden, er mit Sand zugeschüttet, das Grab mit Betonsteinen abgegrenzt, der Hohlraum mit Kieseln aufgefüllt und das Grab zum Schluss mit Plastikblumen geschmückt wurde. Danach gab es noch Essen bei der Familie. Weihnachten wird hier bis zum 28.12. gefeiert. Am 24. Ging es um Mitternacht zur Messe, an den folgenden Tagen immer zwischen dem 15km entfernten Betio und dem Headquarter in und her gependelt. Chorwettkampf, Gottesdienst, Mittag, Abendveranstaltungen. Ein volles Programm.

Am Ende von Tarawa
Die Tage vor Sylvester das Nötigste erledigt und am 31.12. ging es mit anderen Imatangs rauf nach North Tarawa. Es liegt zwar auf dem Tarawa Atoll, dennoch ist es wie eine Outer Island und somit mit Marakei vergleichbar.
Nach einer bekanntlich sehr nassen Überfahrt mit der Fähre kamen wir im Island Council an. Eine Art Jugendherberge der Kirche mit 3 Mahlzeiten am Tag für 20€ die Nacht. Fast vergleichbar mit deutschen Preisen, wobei man da glaub ich 2 Mahlzeiten streichen muss und die Doppelzimmer wohl doch besser ausgestattet sind. Aber wer will sich beschweren. Wir waren jedenfalls ziemlich geschafft und das war für mich das erste Sylvester seit Langem, dass ich verpennt habe. Am ersten Tag im neuen Jahr haben wir uns Fahrräder geliehen und sind bis an den nördlichsten Punkt Tarawas gefahren. Mein Po hat sich Tage später noch bei mir bedankt, der Sattel war nicht ganz so bequem. Pedale haben auch gefehlt. Was solls. Ein wunderbarer Tag und wir konnten sogar Abaiang sehen. Und ich habe gelernt wie man ein Motorrad mit Schaltung fährt. Ist ja eig. wie bei einem Auto und ich hatte den Dreh schnell raus. Am 02.01. ging die Fähre dann um 5 Uhr morgens wieder zurück. Im Dunkeln sind wir los und die Sonne ging sehr schnell auf und wir hatten einen wundervollen Sonnenaufgang mitten in der Lagune.

Ich wünsche euch schöne, gemütliche Weihnachten und einen guten Rutsch ins hoffentlich erfolgreiche Jahr 2011. Kiribati ist Deutschland 11 Stunden voraus und eines das erste Land im neuen Jahr. 2000 haben sie die Insel, die als erstes im neuen Jahr ist, in Millenium umbenannt. Somit bin ich schon um 13 Uhr deutscher Zeit im Jahr 2011. Nächstes Jahr werden bestimmt wieder viele spannende Dinge geschehen.
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike





Januar 2011

Mauri alle miteinander,
das neue Jahr hat begonnen und es gibt noch so vieles zu Sehen und zu Entdecken. Ich habe mir eingige Sachen vorgenommen. So will ich meine Sprachkenntnisse noch verbessern, Ukulele spielen lernen, meinen Führerschein in einen Kiribati-Führerschein umwandeln lassen und noch mehr Outer Islands besuchen. Ich gehe auch nicht mehr jeden Mittwoch zur Hash (dem Wanderclub), stattdessen spiele ich mit anderen zur selben Zeit Fußball. Ein bisschen mehr Bewegung.  Es wird also nicht langweilig werden.

Ich habe mir hier das Krankenhaus ein bisschen näher angeschaut. Ein Glück war ich da noch nicht drin und ich habe es auch nicht vor. Die Krankenversorgung in Kiribati ist kostenlos. Außer Sachen wie einen Zahnersatz, da müssen die Menschen bezahlen (ca. 5€ pro Zahn). Tuberkolose ist auch in dem Land verbreitet und überall werden TBC-Center errichtet. 

Mein Bootsführer auf Marakei
Jede Outer Island ist im Detail unterschiedlich. Jede ist für irgendetwas anderes berühmt oder berüchtigt. Auf Marakei gibt es die besten Krebse, Beru ist bekannt für gebastelte Drachen und und und.
Auch kann man Persönlichkeiten mit Inseln beschreiben. Ist einer entspannt, offenherzig, nicht nachtragend, so kommt er von Marakei, da die Leute diesen Ruf haben. Im Gegensatz zu den Menschen von Onotoa. Jedoch spielt die Religion hier immer noch eine extrem wichtige Rolle. Wenn ich mich mit Katholiken unterhalte und sie erfahren, dass ich für die KPC arbeite, so verändern sie sich und wirken dann nicht mehr so gesprächig. Auch bekommt man von anderen Menschen Hilfe, wenn man dieselbe Religion hat.
Nach 5 Monaten Bewerbungen schreiben stellt sich auch ein erster kleiner Erfolg ein. Wir konnten unser Office renovieren und die Neuseeländische Vertretung ist gewillt, einige meiner Projekte zu fördern, brauch aber jetzt die neusten Kalkulationen, die ich nun von den Firmen hier einsammeln muss. Und das dauert! Da fliegt der Chef mal eben auf eine Outer Island oder der andere nimmt ein Bad und hat gerade keine Zeit. Das ist nunmal Kiribati. Aber irgendwann werde ich alles gesammelt haben.

Polizisten beim Marschierwettbewerb
Ich habe mich während einer Cavarunde auch mit Bates Cousin unterhalten. Er ist Polizist und hat mir ein bisschen von der Situation Kiribatis erzählt. Die Polizisten sind unbewaffnet, für den Fall der Fälle gibt es im Hauptquartier ein paar Waffen, denn Schusswaffen sind für Bürger verboten. Somit kommt es so gut wie gar nicht zu Schießereien. Auch illegal importiert wird so gut wie nie was. 1-2 Autounfälle im Monat, 2 Todesfälle dadurch pro Jahr. Häusliche Gewalt ist dagegen sehr verbreitet, öffentlich so gut wie gar nicht. Es werden täglich Fahrzeugkontrollen (Anschnallpflicht für Fahrer und Beifahrer, Führerschein, Lizenzen, etc.)durchgeführt, die Polizei hat also die Kontrolle hier und gibt ein sicheres Gefühl. 1 Jahr Theorie und 1 Jahr Praxis, dann ist man Polizist. Auch bietet die Polizei die Ausbildung für Musiker an, um die eigene Marschband zuverstärken.

Mir wurde auch erklärt, wie sich die KPC hier finanziert. Eine Kirchensteuer gibt es hier nicht. Kollekten gibt es, die werden aber von der jeweiligen Kirche für Projekte einbehalten. Das Hauptquartier finanziert sich durch staatliche Unterstützung und durch Spenden. Diese stellen aber ein Problem dar. Wie gesagt, Religion ist den Menschen hier wichtig und somit lieben sie es, der Kirche Geld zu spenden. Meist spenden sie aber auf dem Papier mehr, als sie eigentlich können. Die Kirche kalkuliert aber mit dem Geld und rechnet fest damit. Abhilfe schaffen Spendenzusammenschlüsse. Da wird fischen gegangen oder Kuchen verkauft und der Erlös wird gespendet. So machen es auch die meisten und es gibt weniger einzelne Privatspenden.



Fähre zwischen Nord- und Südtarawa


Es ist auch lustig, was es hier für Vergleiche gibt. Das traditionelle Kanu hat einen kleinen Ausleger. Der wird oft als Frau bezeichnet, das Kanu ist der Mann. Wenn man Single ist, so sagt man als Mann: „Ich habe keinen Ausleger“. Als Frau sagt man: „Ich habe keinen, der mein Netz vervollständigt“. Da Fischen Männerarbeit ist, ist es deren Aufgabe, das Ringnetz völlig zu schließen (vervollständigen).

An einem Abend wollt ich noch auf ein Feierabendbierchen in die Captainsbar, da winkt meine Kollegin Teratu. „Eike, mach dich bereit, wir fahren morgen nach Abaiang“. Spontanität á la Kiribati.
Gesagt, getan, am Freitag sitzen wir auf dem Boot und fahren nach Abaiang für das Wochenende. Es ist zum einen günstiger, aber der Hauptgrund war, das die Landebahn in Abaiang beschädigt ist und deswegen von Air Kiribati nicht mehr angeflogen wird. Es gibt viele Warnungen mit dem Boot zu fahren. Die Kapitäne überladen ihre Boote und dann kentern sie auf offener See und viele Menschen sind schon daran gestorben. Jedoch führt die Strecke Tarawa – Abaiang größtenteils durch die beiden Lagunen, da Abaiang direkt im Norden an Tarawa grenzt. Wir waren also nur ca. 1 Stunde auf offener See. Um 9 sollte es losgehen, wir legten um 12 ab. Kiribatizeit. Die Strecke wird täglich befahren und gilt als sicher. Unfälle passieren auf anderen und meist längeren Strecken.
Das war aber auch das erste und letzte Mal, dass ich mit dem Boot gefahren bin. Nicht nur der Sicherheitsaspekt, es hat auch ziehmlich geschaukelt.
Kirche der SWHS auf Abaiang
Der Grund für unser rasches Aufbrechen: Wir haben auf Abaiang viele Projekte. 2 sind für die KPC High School dort. Eine Kirche und eine neue Mensa. Der alte Bauherr hat das Geld missbraucht und konnte die Arbeiter nicht mehr bezahlen, die daruafhin die Arbeit niederlegten. Das war 6 Wochen her. Ich bin also mit Teratu, ihrem Mann und 2 Kindern und dem neuen Bauherren, ein alter Mann, der mit Teratu verwandt ist, sicher in Abaiang angekommen. Und das Frühstück blieb auch drin :D
Die Schule ist heruntergekommen. Vieles wurde gespendet von anderen Ländern, aber die Menschen wissen es nicht zu warten oder zu pflegen (auch fehlt das Geld dafür) und so wird es solange benutzt, bis es nicht mehr geht oder kaputt ist.
Die Schule hat gerade ihren Kaplan verabschiedet. Er wechselt nach Onotoa. Wir waren also zur rechten Zeit am rechten Ort und konnten an den Festlichkeiten teilnehmen. Frühstück, Morgentee, Mittag, Nachmittagstee, Abendessen. Zwischendurch die Projekte besichtigt und ans Nordende gefahren, um vom Gott der Insel geduldet zu werden (natürlich mit Tabak). Der Pastor macht eine Runde über die ganze Insel, denn jedes Dorf möchte ihn gebührend verabschieden.
Es war auch ganz interessant zu sehen, wie Teratus Kinder auf der Outer Island klarkamen. Sie wachsen in Tarawa mit einigen Annehmlichkeiten auf, wie Chips und DVDs und anderen Beschäftigungen. Es wurde ihnen schnell langweilig im ländlichen Abaiang. Die Kinder auf den Outer Islands sind sehr kreativ und wissen sich zu beschäftigen. Man hat auch den Unterschied gesehen. Feste Schuhe, mehrmals am Tagen wurden die Kleider gewechselt. Wollten sie Reichtum zeigen? Zeigen, dass es in Tarawa besser ist? Nur eine Vermutung von mir, fragen wollte ich nun nicht. Teratu arbeitet mit mir im Project Office, ihr Mann ist Polizist, beide haben nicht viel Zeit und die Erziehung übernimmt jemand anders. Die Kinder tanzen ihr auf der Nase herum und kennen nicht die Traditionen im Maneaba. Gut, sie sind 4 und 5, sehr jung, aber es gibt viele in ihrem Alter, die nicht durch die Mitte des Maneabas während einer Zeremonie gehen. Die Tradition fällt mehr und mehr weg.
Maneaba der SWHS auf Abaiang
Die Erbauer von Maneabas machen ihre Arbeit sehr sorgfältig. Ist ihre Arbeit schlecht, so sucht sie der Geist auf und tötet sie. Ist ihre Arbeit gut, so werden die Menschen mit Regen und Fischen belohnt, die plötzlich angespült werden. Es soll einmal sogar so passiert sein.
Wenn man den Menschen von Deutschland erzählt, so kommt von ihnen meist Hitler als Stichwort. Selbst hier ist man als Deutscher gebrandmarkt. Also habe ich an einem Abend die Geschichte im groben von 1914 bis 1990 erzählt und die Leute haben mit großen Augen zugehört und danach hoffentlich verstanden, wie alles zustande kam. Als Abschied haben wir noch Geschenke (Naturalien) besorgt. Als Gast bringt man sich so gut wie möglich ein und beschenkt die Gastgeber, bevor man geht. Selbst bekommt man auch viele Geschenke (Kleidung , Naturalien), wenn man geht.
Am Sonntag ging es zurück. Wir waren gerade dabei, die Lagune zu verlassen. Auf einmal Stille und weißer Rauch. Der eine Motor komplett tot, der andere hatte ein Loch und Wasser dring ein, daher der Wasserdampf. Im Schneckentempo ging es zurück. Wir mussten 2 Tage länger bleiben. Zum Glück hat die High School, in dessen Gästehaus wir übernachtet haben (mit Toilette und „fließend“ Wasser dank Solarpumpe), uns freudig wieder aufgenommen. Am Dienstag ging es mit einem anderen Boot zurück.
Szene vom Boot
Mit 100 Leuten und einem Schwein! Und jeder Menge Naturalien, die entweder Geschenke sind oder Waren, die in Tarawa verkauft werden sollen. Deutlich überladen. Auf der hinfahrt war es ein etwas kleinerer Katamaran und wir waren 40 Leute, nicht überladen. Der etwas größere Katamaran war es. Da wurde die Ladung  und Menschen auch aufs Dach gepackt. Der gewohnte Krach und Gestank nach Urin und Diesel auf dem Boot. Und die Leute rauchen, obwohl die Öl-Wasser-Mischung über um ihre Füße schwimmt. In Deutschland unvorstellbar. Ich konnte sogar ein wenig schlafen. Wir kamen zu spät in Tarawa an, der Kapitän ist langsamer gefahren als sonst. Die Hafenarbeiter haben schon Feierabend gemacht und dem Kapitän erwartet eine Strafe wegen Überladung. Geld oder Lizenzverlust. Da ist man streng.

Ich habe mich hier schon wirklich sehr gut eingelebt, lebe mit den Traditionen, lerne und verstehe mehr und mehr und es macht mir einfach Freude hier sein aber es gibt eine Sache, mit der ich nach all der Zeit hier immer noch nicht klarkomme. Es ist dieses Permanentstarren von Kindern. In Tarawa sind sie Weiße gewohnt, man ist trotzdem besonders, auf den Outer Islands ist es noch extremer. Da steht man und wartet und eine Gruppe von Kindern steht oder sitzt vor einem und starrt einfach nur. Klar, verständlich, sie haben evtl. noch nie einen Weißen im Realen gesehen. Man ist eine Atraktion und das gefällt mir nicht, ich fühle mich immer noch beobachtet und unwohl. Auch wird man ständig berührt, weil sich meine Haut ja vllt. unterschiedlich anfühlt. Ich fühle ich mich in solchen Situationen immer noch unwohl, obwohl ich die Kinder ja verstehen kann. Mal sehen, ob ich mich noch daran gewöhne.

Zurück in Tarawa erfahren wir, dass hier das Benzin schon seit einigen Tagen ausgegangen ist. Zum Glück gibt es noch Diesel und unsere Fahrzeuge und die Busse fahren noch. Das Land ist dermaßen abhängig von der Schifffahrt und kommt mal eine Ladung verspätet oder nicht, kommen derartige Situationen zustande.

Ich habe ja bereits erwähnt, dass in Kiribati die Religion eine wichtige Rolle spielt. Während des 2. Weltkriegs wurde auch Kiribati von den Japanern besetzt. Hier haben einige der heftigsten Kämpfe zwischen Japanern und Amerikanern im Pazifik stattgefunden. Aber selbst in solchen Situationen sind die beiden Religionen immer noch verfeindet. Es wurde denunziert, was das Zeug hielt, z.B. dass ein Pastor über die Niederlage der Japaner predigte. Am nächsten Morgen wurde er abgeholt und nie mehr gesehen.



Seawall auf South Tarawa
Am 26.01. wurde hier auch „Australia Day“ unter den Imatangs gefeiert. Es wird die erste Ankunft europäischer Siedler zelebriert. Fraglich, ob man Unterdrückung von Eingeborenen und die Errichtung eines Gefängnisstaates feiern sollte. Auch hier wurde gefeiert, da in Kiribati viele Australier leben und arbeiten. Es ist eines der Länder, neben Taiwan und Neuseeland, mit denen Kiribati sehr eng zusammenarbeitet. Sei es der Aufbau des Landes oder die Aufnahme von Klimawandel-Flüchtlingen. Derzeit werden 75 pro Jahr aufgenommen. Zu wenig. Man reagiert erst, wenn es schon längst zu spät ist.
Aber das Land kann sich nicht nur auf den Klimawandel konzentrieren. Es hat jetzt andere Probleme, die dringend sind, wie Bildung, Gesundheit, Infrastruktur. Man darf die Gegenwart trotz des Klimawandels nicht aus den Augen verlieren und so wird versucht, die Wirtschaft zu stärken. Auch werden Schutzwälle gebaut. Man möchte das Land so lange halten, wie es nur geht. Es ist aber offensichtlich, dass nicht jede Insel geschützt werden kann.

Ich habe auch alle Kalkulationen beisammen und kann sie den Neuseeländern noch vor meiner Abreise überreichen. Jetzt müssen sie entscheiden, für welche Projekte es Geld gibt. Ein gutes Gefühl. Hoffentlich arbeiten meine Ladies während meiner Abwesenheit weiter an diesen Projekten und sie gehen nicht unter. Man kann nur hoffen.

Die Kinder sind hier echt kreativ, was das Erfinden neuer Spielsachen angeht. Und es spricht sich alles sehr schnell herum. Da tragen an einem Tag alle Kinder Ritterrüstungen aus Pappkartons und an einem anderen wird einer von einem anderen in einem Rolli umhergezogen. Man darf nur nicht den Koffer auf der Straße liegen lassen, wenn man vor den Autos wegrennt. ;)

In unserem Maneaba werden auch Trennwände aufgestellt. Wieso denn das? Das William Goward Memorial College muss umziehen. Der Landbesitzer hat die Preise angehoben und nun kann die Kirche das nicht mehr bezahlen. Man wusste von der Preiserhöhung schon 1 Jahr vorher. Doch man reagiert erst, wenn es zu spät ist. Man hätte ja schon vorher die Regierung um Hilfe bitten können. Ich wusste von der ganzen Sache überhaupt nichts. Wie ihr euch vllt. erinnert, werden Informationen ungern ausgetauscht und man muss die Leute schon fragen, was passiert. Von alleine sagen sie nichts.
Somit müssen die Schüler nun erstmal im Maneaba unterrichtet werden. Und das nur mit dünnen Holztrennwänden. Das wird laut! Mal sehen, was daraus wird. Unser Morgengottesdienst wird ins Büro verschoben und Feste woanders gefeiert.

Ich habe auch einen Schutzengel bei mir. Ich wäre beinahe von einer vom Baum fallenden Brotfrucht getroffen worden. Sie hat mich nur am Arm gestriffen. So eine Brotfrucht bringt dich nicht um, wie eine Kokosnuss, aber man bekommt bestimmt trotzdem Kopfschmerzen danach. Denn es ist ja doch eine gewisse Höhe, in der die Früchte hängen. Trotzdem fühlt man sich danach ein bisschen wie neu geboren :). Es sterben mehr Menschen an herabfallenden Kokosnüssen als an Haibissen. Es passiert also schon öfter und Haie sind doch nicht so gefährlich, wie die meisten denken.

Die Namensgebung ist hier schon echt lustig. Habe erfahren, dass man auch spontan einen Zweit- oder Drittnamen bekommen kann, ohne zum Amt zu gehen. Wird es dann doch mal amtlich, bekommt man ein paar Probleme. Auch kann man dort mit den einen Nachnamen angemeldet sein, woanders mit einem anderen.
So das wars auch schon wieder fürs erste. Ich hoffe, euch geht es allen gut und dass ihr gesund seid.
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike





Februar 2011

Mauri alle miteinander,
dem Februar möchte ich meinem Urlaub in Fidschi widmen.
Es ging schon im Flug von Tarawa nach Fidschi los. Es gab ein geniales Frühstück mit Rührei, Pilzen und Joghurt. Und frisch gebrühter Kaffee. Nach 6 Monaten ist dieses kleine Intercontinental-Frühtück ein echtes Fest :D

Heizen mit dem Minibus...oder wieder abkühlen
 In Nadi Airport angekommen dachte ich erst, ich wär im falschen Flieger. In Fidschi leben sehr viele Inder. Fidschi war damals auch eine britische Kolonie und die Fidschianer als Arbeiter viel zu faul. Und somit wurden Arbeiter aus einer anderen britischen Kolonie angeschifft.
Ich musste dann einmal um die halbe Hauptinsel, Viti Levu, zur Hauptstadt Suva kommen. Taxi: Zu teuer. Vollklimatisierter Touribus: Ausgebucht. Was bleibt? Der Minibus. Also einmal um halb Fidschi geheizt. Das kann man wörtlich nehmen, denn auch hier wird überholt, wenn es geht, und Abstand kennen die auch nicht. Und auf halber Strecke war der Motor überhitzt. Ein bisschen warten, dann ging es weiter.
Habe im Bus noch Leute von Kiribati getroffen, die hier studieren. Klein ist die Welt.
Suva City
Fidschi ist im Vergleich zu Kiribati eine andere Welt. Die Hauptinsel ist eine Vulkaninsel, also sehr bergig. Durch die Berge ist es schwül. Man kann hier viel mehr anbauen, es gibt viel mehr Platz und es ist sehr grün. Sehr viele Läden, Taxen, Werbetafeln, Hochhäuser, Ampeln, Auswahl im Supermarkt :D. Ich muss sagen, ich hatte keinen Kulturschock, als ich in Kiribati ankam. Aber von Kiribati zurück in eine etwas größere, schnellere Welt: Das war schon ein großer Unterschied, obwohl ich das ja alles kenne aber noch größer und noch schneller. Man sollte in den Städten auch gut auf seine Taschen aufpassen. Langfinger sollen hier sehr verbreitet sein. Fidschis Haupteinkommen ist auch der Tourismus. Und das merkt man auch. Schon am Flughafen hat man eine kleine Ukuleleband, jeder wirbt für seine Tours und man wird in jeden Shop reingewunken.
Das Zwischenseminar war sehr interessant und hilfreich beim reflektieren und bei der anstehenden Rückkehr. 5 Menschen aus 3 Nationen, Kiribati, Fidschi und Papua-Neuguinea. Alles Länder aus dem Pazifik, aber jeweils völlig andere Welten. Und es gibt eine heiße Dusche und frisches Obst und Gemüse :)
Wer arbeitet, darf auch Spaß haben und so sind wir einen Nachmittag in eine Art Hochseilkarten gefahren. An einem Drahtseil eingeklingt rast man durch den fidschianischen Dschungel. Während unseres Aufenthalts ist auch der Präsident von Fidschi gestorben, viele Fahnen hingen auf Halbmast und das Begräbnis wurde im Fernsehen übertragen.
Ein traditioneller Tempel
Nach dem Workshop habe ich meinen 4-wöchigen Urlaub angehängt. Von Suva ging es nach Pacific Harbour. Hier hat Peter, der deutsche in Kiribati, eine geniale Villa. Seine Frau, Agnes, ist Fidschianerin und lebt hauptsächlich hier. Von Zeit zu Zeit besucht sie Peter in Kiribati.
Dort in der nähe gibt es ein Culture Center und ein kleines Kunstdorf. Es gibt eine kleine Vorführung mit Männern, die über glühende Kohlen laufen, Gesang und Tanz. Interessant: Lang, lang ists her, da waren die Fidschianer Kannibalen. Heute zum Glück nicht mehr.
Ich habe hier auch eine Schnorcheltour gemacht. Es war schon besser als in Kiribati, trotzdem sind viele Korallen in Küstennähe abgestorben. Vielleicht sieht es weiter draußen anders aus.
Die Menschen, die Fidschi besuchen, bekommen das Paradies vorgesetzt. Von Arbeitslosigkeit, Armut, Krankheiten und anderen Problemen soll man nichts mitbekommen. Ein bisschen unfair ist auch, das die Touristen für alles doppelt bezahlen müssen. Immer noch günstig, aber unfair. Mal sehen wie es in Australien wird
Von Pacific Harbour ging es dann nach Nadi, wo ich eine Nacht verbracht habe. Am nächsten Morgen ging es dann nach Brisbane.
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike




März 2011

Mauri alle miteinander,
dem März möcht ich meinen Urlaub in Australien widmen.
Es ging zuerst nach Brisbane. Ich habe in mir in Fidschi was gekauft und hatte noch Schmuck aus Muscheln als Geschenke bei mir und damit musste ich durch die berüchtigte australische Quarantänekontrolle. Aber es lief besser als befürchtet und ich konnte passieren. Doch lockerer als ich dachte. Am Flughafen wurde ich dann von Janice, Adrians Frau, im Empfang genommen. Adrian habe ich in Kiribati kennengelernt und er hat mir angeboten, ihn in Brisbane zu besuchen. Brisbane hatte eine schwere Flut im Januar 2011, davon merkt man jetzt aber nur wenig. Ein paar Bäume sind abgestorben, ein paar Läden sind noch geschlossen, der Fluss ist noch braun. Die Infrastruktur wurde schon wenige Tage nach der Flut wiederhergestellt. Schon Wahnsinn wenn einem gezeigt wird, bis wohin das Wasser ging. Australien hatte die letzten Jahre eine schwere Dürre und jetzt schwere Regenfälle. Der trockene Boden kann die Wassermassen nicht aufnehmen und es kommt zu derartigen Überschwemmungen.
Brisbane Skyline
Typisch australisch ging es an die Southbank zum BBQ. Coole Aussicht auf die Stadt über den Brisbane River und ein Steak :).
Die Häuser sind typisch für Queensland. Man lebt meist im 2 Stock, die Häuser stehen auf Stelzen. Dort soll es kühler und windiger sein. Und es schützt vor Überflutung und Tieren. McDonalds und Burger King gibt es an jeder Ecke und viele sind übergewichtig. Wenig wird selbst gekocht, vieles kommt aus der Mikrowelle oder wird fertig gekauft. Ich habe mir die Innenstadt angeschaut, ein paar Digne gekauft, die ich in Kiribati nicht oder nur für sehr viel Geld bekomme. In Brisbane kommt man am besten mit dem Bus voran. Das System ist sehr gut ausgebaut. Man kauft ein Ticket und man kann damit 2 Stunden fahren. Bus, Bahn, Wassertaxi. Und eigentlich jeder bedankt sich beim Aussteigen bei dem Busfahrer. Das sollte es mal bei uns geben. Man kann auch jeden fragen, wenn man nicht weiß wo etwas ist. Jeder war freundlich und hilfsbereit.
Ich bin dann noch den Brisbane River flussaufwärts ins Lone Pine Santuary gefahren und habe mir dort ein bisschen die australische Fauna angeguckt. Koalas, Schnabeltiere und Kängurus. Das sollte auch dabei bleiben, keines der Tiere habe ich wild gesehen. Auf dem Weg zurück konnte man sogar das Boot steuern. Gibt es sowas auch bei uns? Alles ist etwas entspannter hier.
Straddie
An einem anderen Tag ging es an die Küste, genauer gesagt an die Gold Coast. Ein sauberer Strand, das habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen. Und die australisch-typischen Lifeguards. Vom höchsten Wohngebäude der Welt, Q1, hat man einen wunderbaren Ausblick über die Küste und dem Hinterland. Vom Mount Tamborine hat man eine ebenfalls geniale Aussicht. Der typische Deutsche ist auch hier, na klar, ein Bayer. Sauerkraut und Kuckucksuhren. In der Innenstadt gibt es ein riesiges Einkaufszentrum, da kann man sich echt verlaufen. Man geht dort echt mit dem Gefühl durch: Ihr wollt alle mein Geld :D.
Dann ging es für mich auf die vorgelagerte Insel North Stradbroke. Leicht mit der Fähre zu erreichen. Point Lookout hat seinen Namen echt verdient. Klippen, Brandung und Delfine.
An meinem letzten Tag in Brisbane habe ich dann noch die XXXX-Brauerei besichtigt. Echt interessant, aber noch besser war die anschließende Verköstigung. Man schmeckt den Unterschied und die Gemeinsamkeit von einigen Biersorten und Käse.
Am nächsten Tag brachten mich dann Adrian und Jan zum Flughafen und es ging ab nach Sydney. Innerhalb Australiens zu fliegen ist echt unkompliziert. Kein Pass, keine Kärtchen zum ausfüllen.
Das Opernhaus und...
In Sydney selbst sollte es die einzige Komplikation auf der ganzen Reise geben. Ich bin dort angekommen und als ich in der Innenstadt war, ging es auf Herbergssuche. Davon gibt es hier echt viele und deswegen habe ich auch nicht im voraus gebucht. Aber irgendwas war anders. Sehr viele halbnackte Männer, bunt angemalt und manche sahen echt aus wie ein Pfau. In der ersten Herberge nach einem Zimmer angefragt: ausgebucht. Wieso? Was ich nicht berücksichtigt habe: Es ist Mardi Gras. Das Schwulen- und Lesbenfestival von Sydney. Na toll, alles ausgebucht. Letztendlich habe ich dann doch noch ein Doppelzimmer ergattern können, was sich am Ende sogar als Vorteil herausstellte, denn ich teilte mir das Zimmer mit einem aus Stuttgart. Durch ihn habe ich dann noch andere Deutsche kennengelernt und davon gab es sehr viele in Sydney. Viele Work-and-Travellers. Man will sein Englisch aufbessern, aber irgendwie ist es dabei auch hinderlich, wenn man so viele deutschsprachige um sich hat. Klar redet man dann nicht englisch. Nichts desto trotz habe ich durch ihn einen sehr guten ersten Eindruck von Sydney bekommen. Natürlich als aller erstes zur Oper und über die Harbour Bridge gelaufen. Sehr beeindruckend.
...die Brücke
Abends kann man gut in The Rocks umherschlendern. Es ist direkt am Hafen und war das ehemalige Einwandererviertel mit seinen kleinen Häuschen und engen Gassen. Ich bin dann nach Bondi gedüst, zum Surferstrand. Wenn man weiter nach Coogee wandert, entdeckt man noch andere Strände, die eher als Insidertipps gelten und sehr gut sind. Vielleicht sogar besser als Bondi. An der felsigen Küste gibt es einige Rockpools, die es erlauben, in der Brandung zu schwimmen. Sehr cool. Dann noch zum Olympicpark, Sydney war Gastgeber der Spiele im Jahr 2000. Ein riesiges Stadion. Abends wird es hier echt kalt und ich brauchte hier eine dicke Decke. Seit langem. Mit der Fähre kann man auch einfach nach Manly gelangen, ein anderer langer, weißer Strand. Etwas weiter entfernt gelangt man an die Steilküste und man hat eine tolle Aussicht auf die Stadt. Das Bier ist hier echt sehr teuer. Viel teurer als in Kiribati. Jetzt weiß ich auch, wieso die Australier in Kiribati so gerne Bier trinken :D Generell ist Sydney eher ein teures Pflaster. Aber die Australier verdienen ja auch orderntlich.

Die 3 Schwestern
Am Wochenende ging es dann mit Peter in die Blue Mountains. Peter habe ich ebenfalls in Kiribati kennengelernt und er will im Juni wieder dort hin. Wir sind durch den australischen Busch gewandert und haben die Three Sisters, eine berühmte Felsformation gesehen. Mit einer Gondel ging es über eine riesige Schlucht. Wir sind durch einen Canyon mit Wasserfällen und kleinen Bächen gewandert. Unten im Canyon war es fast wie im Regendwald, oberhalb trockener Busch. Die Blue Mountains haben ihren Namen von den vielen Eukalyptusbäumen, die hier wachsen. Die Pflanze sondert einen feinen Rauch ab, der von der ferne bläulich schimmert. Peter hat mir auch versucht, Cricket zu erklären, den wohl langweiligsten Sport auf Erden. Aber einige fasziniert dieser Sport.
Und auf ging es zu meiner letzten Etappe: Melbourne.
Auch hier ging alles glatt. Ich habe Karen getroffen. Sie kenne ich nicht von Kiribati. Ich habe sie durch andere Leute, die ich in Kiribati getroffen habe, kennengelernt. Die Familie hatte schon viele Austauschschüler/-studenten und sind somit erfahren. Melbourne hat durch seine vielen Einwanderer aus Asien und Südeuropa eine immense Auswahl an Essen und Getränken in Little Italy oder Chinatown. Vom Eurekatower, dem 2. höchsten Wohngebäuder der Welt und dem schnellsten Fahrstuhl der südlichen Hemisphäre (einem Superlativ, den man häufiger in Australien hört). Flinders Station hat auch den längsten Bahnsteig der Welt. Auf dem Federation Square gegenüber der Flinders Station tummeln sich jede Menge Kleinkünstler. Melbourne steht in einer Art Städtewettkampf zu Sydney. Hängt davon ab, was einem eher gefällt. Beide Städte haben ihre Reize. In Melbourne gibt es sehr viele Festivals. Endet eines, beginnt schon das nächste. Gerade sind hier Modewochen, überall werden Catwalks aufgebaut. Melbourne hat eine alte Straßenbahn, die um das Stadtzentrum fährt und kostenlos ist. Durch die City gibt es viele kleine Gassen mit kleinen Lädchen und Cafés. Wie in Sydney, hat auch Melbourne eine Markthalle, den Queen Victoria Market.
Flinders Station mit Eureka Tower im Hintergrund
Melbourne ist auch berühmt für seine viele Gärten und für Sport. Sehr viele Stadien und ich habe mir mal ein Rugbyspiel angeschaut. Die Regeln sind eigentlich einfach zu verstehen und es ist viel besser als Cricket. Es gibt auch so etwas wie Badekultur. In Brighton gibt es eine Reihe von kleinen Badehäuschen, die man leasen kann. 100.000 € für eine kleine Strandbox. Wohl eher ein Statussymbol als nützlich.
Im Alternativviertel Brunswick gibt es noch alte Siedlungshäuser und in den Docklands am Hafen moderne Architektur. Greg, Karens Mann, ist Bluesmusiker und somit ging es übers Wochenende ins Hinterland zu Musikveranstaltungen. Sehr cool und entspannt. Auf einem Landsitz mit BBQ und Livemusik. Es wird Herbst in Australien und Melbourne ist für mich mit 20°C kalt.
Nach dem Wochenende ging es dann wieder nach Fidschi, Karen hat mich zum Flughafen gebracht. Suva auf der anderen Seite von Viti Levu gefällt mir eher als Nadi. Nadi ist eher die Touristenstadt und ich muss für alles mehr bezahlen. Und man wird ständig auf der Straße angequatscht. Nervig. Aber es ist endlich wieder warm und schwül. Wie habe ich das vermisst. Klingt irgendwie komisch.
Tja, und nun bin ich wieder in Kiribati. Tut echt gut, wieder hier zu sein. An meinem ersten Arbeitstag kamen auch die ersten Überraschungen. Wir haben einen neuen Mitarbeiter im Projektbüro und wir sind jetzt zu viert. Unser Computersystem wurde geändert, aber es wurde nichts gespeichert. Somit sind die meisten unserer Daten verloren gegangen. Ich hatte noch die Daten bis Dezember auf meinem Rechner. Über Nacht kam mir aber eine Idee. Am nächsten Tag habe ich unser Emailprogramm durchforstet und ich konnte eigentlich alles finden, da ich alles einmal versandt habe. Also alles halb so wild. Werde jetzt einfach öfter Daten auf meinen Laptop übertragen. Es tut wirklich gut, wieder alle wiederzusehen und ich bin echt glücklich :) Mal sehen was demnächst noch so ansteht.
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike



April 2011

Mauri alle miteinander,
ich melde mich zwar etwas verspätet, ich hoffe jedoch, dass jeder von euch schöne Ostern verbracht hat. Es scheint ja auch allmählich Sommer in Deutschland zu werden :)
Aber ich möchte euch nicht nur über meine Ostern berichten, sondern auch über die Zeit davor.

Das Parlament
Das Parlament
Im Parlament war Tag der offenen Tür, das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen, und haben uns alles einmal angeschaut. Dieses Jahr sind auch Wahlen, ich denke im September. Im ersten Wahlgang hat jeder 4 Stimmen für Abgeordnete seiner Insel. So ist es auf Tarawa. Evtl. haben kleinere Inseln weniger Abgeordnete. Sind sie gewählt, wählen diese Abgeordneten den Präsidenten. Die mit der Wahl einverstanden sind, schließen sich der Regierungspartei an, die damit nicht einverstanden sind, sind die Opposition. In der Verfassung gibt es keine Parteien. Sie bilden sich nach der Wahl und sind keine offiziellen Parteien. Es können sich auch innerhalb dieser beiden Parteien kleine Gruppen bilden, die sich dann auch einen Namen geben. Hierbei dreht es sich meist um eine Person, der gegen den Präsidenten wettet, sich Gefolgsleute um sich schart, um für die nächste Wahl potentielle Wähler zu haben. Denn diese Gefolgsleute gehen zu ihren Familien und die zu ihren Verwandten und, und, und; ihr wisst ja: Vieles ist hier miteinander verbunden und fast jeder kennt jeden. Deswegen gilt es auch als Angeben, wenn man seine Qualifikationen nennt. Wenn man schon so gut ist, wie man denkt, dann kennt einen auch fast jeder und weiß, was er kann.
Renten gibt es in Kiribati nicht, jedoch bekommen alle über 70 $40 pro Monat. Das ist neu, aber auch clever. Denn die Alten haben sehr viel Macht, man hört auf sie. Und wenn sie von der Regierung ein bisschen Geld bekommen, mögen sie wahrscheinlich sagen, diese Regierung wiederzuwählen. Eine kleine Bestechung.
Über Toddi habe ich euch ja schon berichtet. Es gibt süßen Toddi und sauren Toddi. Den süßen kann man gut in den Tee mixen, der saure ist der vergorene süße Toddi. Der ist ein bisschen wie Cidre, und schmeckt wie Eier im Nachgeschmack. Nicht mein Ding, der süße ist aber lecker. Wenn die Männer den Toddibaum hochklettern, so singen sie meistens. Damals hatten die Waschhäuser noch keine Dächer und damit es keine bösen Überraschungen auf der Toilette gibt, ist das singen eine Warnung: Achtung, ich kann dich von hier oben sehen!

Schneiden von Toddy
Schneiden von Toddi
Kannibalismus, wie in Fidschi gab es hier nicht. Es gibt viele Geschichten, die aber nie von anderen bestätigt werden konnten. Einige sagen, damals hätten sie den Schädel wieder ausgegraben und das Gehirn gegessen, andere sagen, man hat den Körper austrocknen lassen und die Flüssigkeit getrunken. Kann man alles nicht mit Sicherheit sagen. Fakt ist jedoch: Das wird heute nicht mehr so praktiziert. Stirbt einer, so wird er noch ein paar Tage im Haus in einer Art Totenwache aufbewahrt. Man kann vermuten, dass es dabei wieder um das Finanzielle geht, denn alle Verwandten kommen einen dann besuchen und geben Geldgeschenke.
Seit meiner Rückkehr von Australien regnet es hier sehr häufig. Man kann sagen, eigentlich jeden Tag, was gut ist, da wir den Regen echt brauchen für unser Trinkwasser. Im Tank war schon fast Ebbe, jetzt ist er schon bald voll. Am Freitag, dem 08.04., war Nationaler Gesundheitstag und frei. Wenn ich nichts zu tun habe, übe ich an meinen Ukulelekünsten, übersetzte Legenden ins deutsche, gehe zu Bate, treffe mich mit anderen Imatangs, gehe in die Captainsbar, besorge Einkäufe, oder entspanne einfach bei Musik, einem Buch oder Film. Kurz gesagt: Es gibt eigentlich nicht nichts zu tun. Man muss sich nur irgendwie beschäftigen.
Lange vorgenommen, bin ich auch das erste mal in einen Club hier gegangen. Ja, es gibt hier wirklich einen. Nicht der größte, ein normaler Club: Dunkel und Laut. Wann verirrt sich denn schon mal ein Imatang in den Club. Denn viel Gutes wird darüber nicht erzählt, viele Schlägereien. Aber der Abend war ruhig und nichts ist passiert.
Bei meiner Arbeit gibt es auch den ersten Erfolg zu verzeichnen. Die deutsche Botschaft und die neuseeländische High Commission wollen fast alle unsere Projekte fördern: Wassertanks, Solarpumpen, Kochutensilien für Schulen, ein Zementmixer, Nähmaschinen. Nachdem jetzt auch alle Details geklärt wurden, sollte das Geld bald fließen. Wir haben jede Menge zu tun im Moment und die anfängliche Arbeitsflaute nach meiner Rückkehr hat sich binnen kurzer Zeit wieder gelegt.
Babaifeld
Babaifeld
Nun aber zu meinen Ostern. Schon etwas früher, am Mittwoch, sind Tioti und ich nach Butaritari, einer Outer Island im Norden, aufgebrochen. Nach 40 Minuten Flug sind wir auf der Schotterpiste gelandet. Die Insel liegt sehr weit im Norden und dort regnet es sehr viel. Die Insel ist sehr groß und ist der grüne Ort von Kiribati. Hier wachsen die Bananen, die auf Tarawa verkauft werden und sogar Mangos und Süßkartoffeln. Leider war für die letzten beiden nicht die Saison. Und viele Babaifelder, eine Art Taro, vergleichbar mit unserer Kartoffeln. Wir hatten über die gesamte Osterzeit gutes Essen und typisch Kiribati reichlich. Wenn wir nicht gegessen haben, haben wir geschlafen, Musik gespielt, oder uns unterhalten. Die Kiribati Männer sollen auch bekannt für ihre Massagen sein. Sie sollen sogar heilen. War ganz entspannt. Die Protestanten sind hier verschwindend gering, vllt 30 Haushalte KPC auf 2000 Katholiken. Alle Gemeinden haben sich in einem Dorf versammelt. Die Angereisten haben echt alles mitgenommen. Schlafzeug, Essen, sogar Schränke, um alles aufzubewahren. Butaritari heißt übersetzt „Der Geruch des Meeres“. In der Lagune der Insel gibt es eine sehr tiefe Stelle. Hier gibt es sehr viele Legenden und eine davon besagt, dass Land aus diesem Loch genommen wurde und Butaritari so entstanden ist. Eine kleine Insel vom Atoll heißt Bikati. Butaritari wurde damals auch als erstes von den Japanern eingenommen und als die Amerikaner später kamen, haben sie die Insel „Big Ass“ genannt, bestimmt als Anlehnung an die Rundungen der Einheimischen Frauen. Der Name wurde nur in der Schreibweise verändert und viele von der Insel wissen gar nicht, wie es zur Entstehung dieses Namens kam. Auch heißt Hund hier Kamea. Die Briten haben Hunde hier hergebracht und wenn sie sie gerufen haben „Come here“, gerufen. Hunde hatten und kannten die I-Kiribati ja nicht und somit wurde der Name übernommen. Jedoch haben die beiden nördlich Inseln Butaritari und Makin eine Art Dialekt und für viele Wörter gibt es ein zweites und manchmal völlig zusammenhangslos. Man erkennt auch von weitem, wo eine Siedlung beginnt, denn dort wurden viele Brotfruchtbäume gepflanzt, Ein für Kiribati typischer Baum. Und eins muss ich einfach mal sagen. Auch wenn die Toilette hier nur ein Loch im Boden ist, sie ist hygienischer als manch normale Toilette auf Tarawa. An einem Tag sind wir auch mit einem traditionellen Kanu zu einer Insel in der Lagune rausgefahren. Traditionell heißt ohne Motor, mit Segel. Und die Dinger sind echt schnell und wendig, da sie sehr leicht und schmal gebaut sind Nachdem wir unseren Tabak für den Inselgott geopfert hatten, ging es wieder zurück. Diesmal war es meine Aufgabe, den Ausleger zu balancieren. Kommt eine Boe, so hebt der Ausleger ab, bei Flaute und zu viel Gewicht versinkt er im Wasser. Bei beiden Situationen kann das Boot kentern. Und das kann sich echt von einer Sekunde auf die nächste ändern. Früh ging es wieder zurück, mit dem Motorrad einmal fast über die ganze Insel. Es wird hier binnen Minuten hell und wir konnten einen wunderbaren Sonnenaufgang beobachten. Zurück auf Tarawa wird einem der Unterschied schon wieder bewusst. South Tarawa ist echt eine Stadt, der Rest ist Landleben.
Traditionelles Segelboot
Traditionelles Segelboot
Nach Ostern wird jetzt wieder an unseren Projekten gearbeitet und neue werden schon vorbereitet. Manchmal ist dies hinderlich. So möchte sich mein Manager nicht mit dem Chef eines Lieferanten treffen, da dieser Katholik ist. Religion spielt hier schon eine wichtige Rolle, wobei ich auch viele gute Gespräche mit Katholiken hatte, die auch wussten, dass ich für die Protestanten arbeite. Man geht sich hier eher aus dem Weg, hält keine Hetzreden gegeneinander, man versucht eher, für seine Religion zu werben. Gemischte Ehen gibt es hier glaube ich nicht. Den Katholiken gefällt das gar nicht, dass die KPC im Süden 2 100% protestantische Inseln hat und dort auch keine anderen Religionen erlaubt sind. Jetzt wollen die Katholiken das auch im Norden, wo sie die Mehrheit sind. Daneben sind hier noch sehr viele Mormonen, eine echt merkwürdige Gruppierung. Die sind sehr reich und locken somit viele I-Kiribati, da sie auch gerne geben. Und sehr verbreitet auf Tarawa. und sogar auf den Outer Islands.
So viel erstmal wieder von mir, ich hoffe es geht euch allen gut und dass ihr die schönen Tage genießt.
Ich freue mich schon auf dem Sommer in Deutschland mit all seinen Vorzügen: Im See baden, Eis essen, grillen. Es ist hier zwar ähnlich, es ist aber irgendwie nicht dasselbe. Man vermisst immer das, was man nicht hat.
Laut meines Kiribati-Führerscheins, den ich hier gemacht habe, darf ich alles fahren, sogar LKW. Kann ich den in Deutschland konvertieren lassen? Das wäre super. Ich glaube, es hat für die schon gereicht, dass ich weiß, wie man mit Handschaltung fährt. Für nur $17 und 1 Jahr gültig :D
Bis dahin,
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike



Mai 2011

Mauri alle miteinander,
lang lang ist es her, dass ich etwas von mir habe hören lassen. Vieles ist schon alltäglich geworden und da ich mich hier schon eingelebt habe, fällt es einem schon in manchen Situationen schwer, die Sache mit den Augen eines Außenstehenden zu sehen. Dennoch versuche ich so gut es geht, euch Kiribati ein bisschen näher zu bringen ;)
Das Internet ist gerade ziemlich turbulent, da sich unser IT- „Experte“ mal wieder dafür entschieden hat, es teilweise zu blockieren. Wieso er das macht, weiß ich nicht, er hat aber irgendeinen Hintergedanken.
Warten auf Behandlung
Erstmal möchte ich euch etwas über meine Arbeit erzählen. Mittlerweile sind die Verträge mit der deutschen Botschaft unterzeichnet und über AU$ 15,000.00 sind jetzt auf unserem Konto. Das Geld von der neuseeländischen High Commission ist auch abgesegnet worden, es wird im Juli überwiesen. Es geht also gut voran und wir haben vor meiner Abreise doch noch was erreicht :)
Meinem Chef geht es gerade nicht gut, sie hat Asthma, wie viele hier auf South Tarawa. Durch die ganzen Abgase und den aufgewirbelten Staub ist dies schon neben Diabetes zu einer Volkskrankheit geworden.
Das Gesundheitssystem ist gut, da es umsonst ist. Jedoch gibt es nur ein Krankenhaus auf Tarawa, welches nicht gerade zentral liegt und überfüllt ist. Ein Spray will sie sich aber nicht kaufen, sie vertraut eher auf die lokale Medizin und ist somit jede Menge Non-Fruits, eine sehr bittere Frucht, die so schmeckt wie sie stinkt.
Schade jedoch, dass ich nicht bis zum Abschluss aller Projekte hier bleibe. Doch ich vertraue da voll und ganz meinen Kollegen, dass sie sich darum verantwortungsbewusst kümmern werden.
Bate ist gerade auf Onotoa und rührt dort die Werbetrommel für die Wahl. Mit Fähigkeiten prahlen darf man aber nicht, somit beobachtet er erst einmal die momentane Lage und ist präsent.
Das Stadion
Beim Fußball jeden Mittwoch ist jetzt immer ordentlich was los, da viele Kiribati Frauen zum spielen kommen. Es gibt hier eine Art Fußballliga, aber die Teams werden alle spontan zusammengestellt und dann sind auch meist alle aus einer Familie. Neben Fußball sind Volleyball, Basketball, Tennis, Tischtennis und Wrestling/ Gewichtheben/ Ringen hier sehr beliebt. Und Oreano, ein Ballspiel. Der Ball ist ein in Leder oder ähnlichem Material gewickelter Stein. 2 Mannschaften stehen sich gegenüber. Der Ball wird in Richtung der gegenüberstehenden Mannschaft geworfen und diese muss versuchen, den Ball zu fangen. Es kommt oft zu schweren Verletzungen.
Diese eine Sache ist hier echt eigenartig. Die Unterstützung der eigenen Familie wird hier sehr groß geschrieben. Somit kann man schon von einem starken Zusammenhalt reden. Trotzdem versucht jeder seine eigenen Ziele durchzusetzen, was ja auch gut ist, doch dann bitte mit Rücksicht auf andere Menschen. Geht es um eine andere Familien oder Konfession, wird selten geholfen. Auch innerhalb der KPC bemerke ich das. Wieso soll die Jugendorganisation (YCL) etwas für die Frauenorganisation (RAK) tun? Das ist doch deren Problem und sie müssen das schon alleine klären, dabei sind sie doch alle unter dem Dach der protestantischen Kirche. Und Informationen und Wissen werden hier sowieso wie Gold behandelt und selten geteilt. Das macht meine Arbeit auch manchmal sehr zäh und langatmig.
Ich möchte euch auch etwas über meine Lebenshaltungskosten hier erzählen. Man könnte meinen, in einem Entwicklungsland sei alles billiger als daheim. Das kann man für die lokalen Produkte auch ganz gestimmt sagen, jedoch ist dann meine Ernährung doch ein bisschen eingeschränkt. Ein paar Preise:
- 1l Wasser: € 1,00
- 1 Ei: € 0,50
- 1l Kochöl: € 2,60
- 1kg Käse: € 30,00
- 200g Instant- Kaffee: € 7,00 (neulich Sonderangebot €10,00 mit einer gratis Tasse) :D
- 500g Honig: € 5,50
- 65g Kitkat: € 3,00
- 1 kg Zucker: € 3,00
- 1l Milch: € 2,00
- 500g Butter: € 4,00
- 375ml Bier: € 2,00
- 1 Flasche Wein: € 15,00
Moel, der größte Supermarkt auf Tarawa, zu Weihnachten
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt. Das sind auch Dinge, die sich meistens nur Imatangs kaufen. Dinge, bei denen die Nachfrage höher ist, wie Sojasaucen, Zigaretten, Kaugummis, oder Instant- Nudeln, sind günstig. Reis wird subventioniert, da er das Grundnahrungsmittel hier ist. Dafür wird eine Steuer auf Bier und Tabak erhoben. Es ist immer etwas besonderes, wenn einer nach Fidschi fliegt und meistens wird dieser immer gebeten, ein paar Besorgungen zu machen. Sachen, die man hier nicht bekommt oder die sehr teuer sind.
Am letzten Tag des Mais war auch nationaler „Nicht- Raucher- Tag“. Das Gesundheitsministerium hat dazu aufgerufen, es doch mal einen Tag ohne schmöken zu versuchen, was für viele hier bestimmt schwer fiel. Die meisten rauchen hier, und meist nicht Zigaretten, sondern in getrockneten Pandanusblätter gewickelter Tabak.
Naja, da ist ja doch ein bisschen was zusammengekommen. Ich hoffe, dass es jeden von euch gut geht. Es scheint ja echt Sommer in Deutschland zu werden und mit 33° Celsius ist es sogar wärmer als bei uns. Wieder ein Rekordsommer? Es scheint sich ja doch etwas zu verändern...
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike



Juni 2011

Mauri alle miteinander,
nachdem mir zwei Stromausfälle in die Quere kamen, schreibe ich euch jetzt. Der letzte hat unseren Server lahmgelegt, mit dem wir uns mit dem Internet verbinden und während der Unabhängigkeitsfeier, die hier über eine Woche dauert, arbeitet unser IT- Mann natürlich nicht. Davon aber mehr in der nächsten Flaschenpost. Dies wird meine Letzte sein, die ihr von mir aus Kiribati erhalten werdet, die nächste und letzte werde ich dann schon in Deutschland verfassen. Ich werde Kiribati am 28.07.2011 verlassen und in Deutschland am 30.07.2011 ankommen. Dann bin ich einmal um den ganzen Globus geflogen. Aber das ist noch ein bisschen hin, obwohl die Zeit rast, ich will euch erzählen, was im Juni hier so passiert ist.
Das Land des Lächelns
Wir haben seit März einen neuen Mitarbeiter in unserem Büro, Bineati. Ein echt kluges Kerlchen. Er ist ein Pastor gewesen, seine Frau hat ihn aber betrogen, er ist geschieden. Deswegen darf er nicht predigen, er muss wieder verheiratet sein. Wenn man single ist, ist das kein Problem, aber geschieden geht nicht. Er muss also wieder heiraten, er ist aber sehr schüchtern, vielleicht hat er auch das Vertrauen durch die Scheidung verloren. Er hat aber jede Menge bei uns im Büro zu tun.
Ich habe hier viele Leute kennengelernt und mir wurde in letzter Zeit bewusst, das ich von Kiribati nur die äußerste Schicht sehe. Wenig geschieht in der Öffentlichkeit. Natürlich gibt es hier häusliche Gewalt, Frauen und Kinder werden geschlagen, das sehen wir aber nicht. Mir als Mann erzählen die Frauen das sowieso nicht, da brauche ich gar nicht erst fragen, aber ich habe mit vielen Frauen gesprochen, die hier Workshops machen, und die bekommen viel zu hören. Ebenfalls ist Selbstmord hier verbreitet, meist unter Männern, wenn sie die Ältesten mit irgendeiner Handlung beleidigen und dadurch ihre Ehre verlieren, die Unterstützung ihrer Familie und keinen anderen Ausweg mehr sehen. Natürlich kommen auch Dinge wie Arbeitslosigkeit, Depressionen noch dazu. Das alles bekomme ich nicht direkt mit, was auf eine Art wohl auch besser ist.
Der Haupthafen in Betio
Diesen Monat wurde einige Zeit lang Reis in Notrationen verteilt. Lieferungen blieben aus und das Grundnahrungsmittel wurde knapp. Es gab lange Schlange vor den Läden und jeder hat nur eine kleine Ration bekommen. Das Schiff kam aber 1 Woche später und binnen einen Tages hat Moel 2 Container voll mit 15 Kilo Säcken verkauft. Die Nachfrage ist enorm.
Man kann hier einiges selber anbauen obwohl der Boden nur aus Korallen besteht. Wenn man kompostiert, kann man hier Tomaten, Zucchini, Paprika, Auberginen, Kräuter und aller Hand anpflanzen. Es kann hier also weitaus mehr wachsen als Kokosnusspalmen, Brotfruchtbäume, Papaya und Taro. Die Taiwanesen zeigen den Leuten hier, wie das geht und man sieht überall kleine Gärten und Stände, an denen die Leute dann ihre Produkte verkaufen.
Am Ende des Monats hatte ich hier auch meinen 21. Geburtstag, eine große Zahl für einen I-Kiribati.
Es werden 3 Geburtstage groß mit der Öffentlichkeit gefeiert. Der 1., auf Grund von hoher Kindersterblichkeit; der 50., auf Grund der geringen Lebenserwartung und der 21. Ein Mädchen wird zur Frau, wenn sie ihre erste Periode hatte, eine große Ehre für die Mädchen hier. Eine Junge wird zum Mann, wenn er heiratet. Damit kann ich jetzt leider nicht dienen. Man könnte meinen, das man hier jeden Abend ein anderes Mädchen haben könnte. Denn fast alle jungen Frauen gucken, wenn du die Straße entlang gehst. Und natürlich kommt man auch ins Gespräch, und sie flirten! Wird es jedoch ernster, wird es komisch. Das sind jetzt Erfahrungen, die andere Freiwillige hier gemacht haben. Da verstecken sie sich, rennen weg, melden sich dann nicht mehr (was hier heißt: Ich mach Schluss); Wieso, erfährt man nicht. Einfach nur komisch, es kommt einem naiv und unreif vor (das tun auch Mädels in den Mittzwanzigern), sie haben vielleicht ganz andere Gründe. Dies ist ein kleiner Ort, die Leute reden viel. Da kann man als Frau bei anderen Frauen schnell in Verruf geraten, wenn man versucht, sich mit einem Imatang als Partner von der Mehrheit abzusetzen. Vielleicht ist sie ja auch nicht Single, wie sie sagt, in Wirklichkeit hat sie einen Freund oder Mann und vielleicht schon Kinder. Zusammen auf dem Motorrad fahren geht gar nicht. Dann ist man schon zusammen.
Ohne Posen geht es nicht
Bei den ganzen Blicken und dem Geflirte könnte man eigentlich das Gegenteil erwarten. Der ersten Altersangabe von ihr kann man meistens auch nicht trauen, sie versucht ungefähr so alt zu sein wie ich. Natürlich ist man als Imatang besonders, mit seiner Hautfarbe und eventuell auch die Aussicht auf mehr Wohlstand. Und selbst Pärchen, die Monate und Jahre zusammen sind, würde man in der Öffentlichkeit nicht erkennen. Kein Händchen halten, küssen, umarmen außerhalb der eigenen vier Wände. Die Jugend ändert dies, aber ich habe hier in meiner Zeit vielleicht drei oder vier Pärchen Händchen halten sehen, das war es dann auch schon. Das mögen im Schutz der Dunkelheit weit aus mehr sein. Und wenn du eine ganz traditionelle Familie hast, musst du sie erst heiraten, um mit ihr ausgehen zu können. In dieser Hinsicht ist alles noch sehr traditionell, obwohl sie die ganzen Hollywoodfilme sehen und mitbekommen, wie es sein kann. Ist die Tür hinter einem verschlossen, denken alle, das du mit ihr schläfst. Jungfräulichkeit ist hier eine große Sache, da wird sie manchmal von ihrem Bruder oder Vater eskortiert, zum Schutz. Ich habe derartige Erfahrungen selber hier nicht gemacht. Für mich bleibt alles bei einem netten Gespräch. Der Fakt, das ich auf dem Kirchengelände lebe und arbeite ist nur einer von vielen Gründen. Die Religion ist hier noch sehr präsent, hier geht der Katholik mit der Katholikin, Protestant mit der Protestantin und so weiter.
Viel ist diesem Monat nicht zusammengekommen, mal sehen wie es nächsten Monat wird. Die Unabhängigkeitsfeier steht ja vor der Tür :)
Bis dahin
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike




Juli 2011

Mauri alle miteinander,
dies ist nun meine letzte Flaschenpost, die ich schon in Deutschland verfasst habe. Ich bin am 30.07. heil mit meinem Gepäck in Hamburg angekommen. Die Reise war sehr gut und vor allem die Flüge mit Emirates gingen sehr schnell vorüber. Für mich die bisher bester Airline mit ausgezeichnetem Service.
Aber ich will euch nun mehr von meinem letzten Monat in Kiribati erzählen, der nochmal voll mit neuen Erlebnissen war.
Traditioneller Tanz
Die Unabhängigkeitsfeier stand an. Der eigentliche Unabhängigkeitstag ist der 12. Juli, es ist die 32. Unabhängigkeitsfeier. Ein Tag ist aber nicht genug für die I-Kiribati, also wird vom 08.07. bis zum 16.07. gefeiert. Es standen Sportveranstaltungen wie die Finalrunden im Fußball, Volleyball, Basketball, Taekwondo, Tennis, Dart und Oreano an. Zu dem noch etliche Chor- und Tanzwettkämpfe, Bootrennen und Abends stand immer eine Party im Bairiki-Stadion an. Miss Kiribati wurde gewählt, der Präsident hat ein großes Abendessen veranstaltet, zu dem wir natürlich auch eingeladen wurden. Er hat ganze Büros eingeladen und es war nicht genug Essen für alle da. War aber trotzdem ein schöner Abend, die Getränke gingen zum Glück nicht aus. Es gab auch ein Fest aller christlichen Kirchen auf Tarawa, das in der katholischen Kirche veranstaltet wurde. Das war schon etwas komisch. Die Katholiken haben sich nicht freiwillig in unsere Nähe gesetzt, erst nach Aufforderung, weil es doch sehr eng in der Kirche wurde. Es sollte die Einheit der Kirchen symbolisieren, die aber nicht besteht. Viel ausgetauscht hat man sich nicht. Danach verblieb man in seinen Gruppen. Am eigentlichen Unabhängigkeitstag gab es einen 


Aufmarsch im Stadion
Marschierwettkampf der verschiedensten Einrichtungen hier auf Tarawa. Alles lief nicht ganz glatt. Die Vertreter der jeweiligen High Commissions und Botschaften (Australien, Neuseeland, Taiwan, Kuba) wurden eingeladen und jeweils die Hymne gespielt und die Flagge gehisst. Da wurde zur neuseeländischen Hymne die australische Flagge gehisst, die auch nicht ganz korrekt war. Naja, dies ist Kiribati :)


Ich habe auch bei dem monatlichen Angelturnier des Sportfisch-Vereins mitgemacht. Früh morgens, um drei Uhr, ging es los. Wir sind bis nach Naa, an die Nordspitze von Tarawa gefahren und haben erstmal einen wunderschönen Sonnenaufgang erlebt. Dann hat es sich schnell bewölkt, es wurde stürmisch und es hat stark geregnet. Lange hatten wir nichts gefangen, auf einmal surrt die Rute. Es gilt die Regel: Wer sie zuerst greift, dem gehört der Fisch. Ich habe zuerst zugegriffen und hatte einen 55,5 Pfund Wahoo an der Angel. Es war echt ein Kampf, den Fisch reinzuholen. Es hat geregnet, das Deck war glitschig, der Wellengang und dann natürlich der Raubfisch, der kämpft. Danach ist man schon erschöpft, aber glücklich, dass man den Fang hereingeholt hat. Der bisher schwerste Fisch dieser Art und somit würdig, auf der Rekordwand verewigt zu werden, bis der nächste einen schwereren Wahoo fängt. Das Ding war aber schon sehr schwer und mit Glück bleibe ich an der Wand bis zum Ende der Saison im Dezember. Wir hatten auch einen kleinen Riffhai an der Angel. Für den gibt es aber keine Punkte, somit haben wir versucht, ihn wieder loszuwerden. Die Leine durchschneiden wollten wir nicht, dann wäre ja der Köder weg. Also haben wir probiert, den Hai nah ans Boot zu holen und den Haken zu lösen. Er hat sich aber so stark gewährt, dass die Rute gebrochen ist und er am Ende die Leine durchgebissen hat. Da war der Schaden doch noch deutlich größer.


Der Rekordfang


Gegen Ende standen ganz viele Abschiedsfeiern an, ich habe noch die letzten Dinge besorgt und erledigt, bevor ich am 28.07. das Land verlassen habe.
Neue Freiwillige werden nach Kiribati gesendet, meine Stelle wird aber nicht wieder besetzt.
Ich hoffe, dass ich euch mit meiner Flaschenpost einen kleinen Einblick in das Land geben konnte. Natürlich gibt es viele Geschichten, die ich nicht geschrieben habe, ich euch aber gerne erzähle. Ich möchte mich auch bei meinem Spenderkreis, insbesondere meinen Eltern, dem Nordelbischen Missionszentrum sowie dem Programm weltwärts danken, dass ihr mir die Möglichkeit gegeben habt, ein Jahr zu verbringen, welches immer in Erinnerung bleiben wird. Die Erlebnisse und Erfahrungen sind von unschätzbaren Wert für mich.
Wir werden uns bestimmt bald wiedersehen, in naher Zukunft plane ich nicht, Deutschland für eine so lange Zeit zu verlassen. Auch wenn die Zeit am Ende doch sehr schnell vorüberging. Neue Schritte müssen gegangen werden, jetzt geht es hoffentlich bald mit meiner Ausbildung los.
Der Wahlspruch des Landes, so wie bei uns Einigkeit und Recht und Freiheit, lautet in Kiribati: Te Mauri, te Raoi ao te Tabomoa. Das möchte ich euch allen auch wünschen: Gesundheit, Frieden und Wohlstand.
Bis dahin
Ein letztes Mal
Viele liebe Grüße aus Kiribati
Euer Eike



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